Frankreich: Kritik an neuen Strahlenschutzgrenzwerten
Nicht zum ersten Mal kritisiert die nationale französische Akademie der medizinischen Wissenschaften die neuen Grenzwerte für ionisierende Strahlung, welche die Regierung als Konsequenz einer Euratom-Richtline von 1996 (Richtlinie 96/29/ Euratom) einführen will.
Guy de Thé, Vorsitzender der Kommission für öffentliche Gesundheit, und Maurice Tubiana, ein bekannter Krebsspezialist, haben ein Positionspapier unterzeichnet, in dem vor allem die neue französische 20-mSv-Jahreslimite für beruflich Strahlenexponierte (die Schweiz hat denselben Grenzwert) kritisiert wird. Diese Limite "bringe keine gesundheitlichen Vorteile, behindere aber die medizinische Radiologie, weil sie die Entwicklung neuer Techniken erschwert".
Gemäss Euratom-Richtlinie beträgt "der Grenzwert der effektiven Dosis für strahlenexponierte Arbeitskräfte über einen Zeitraum von fünf aufeinanderfolgenden Jahren 100 mSv, wobei die effektive Dosis 50 mSv für ein einzelnes Jahr nicht überschreiten darf. Die Mitgliedstaaten können einen Jahreswert festlegen".
Im Namen der Akademie empfehlen Thé und Tubiana, dass Frankreich nicht einen Jahreswert von 20 mSv festlegt, sondern sich nur an die zwingenden Euratom-Limiten halten soll. Thé und Tubiana ergänzen diese Empfehlung mit fünf andern, die im Wesentlichen darauf hinzielen, die empirischen Erkenntnisse zu den Wirkungen geringer Strahlendosen besser in der neuen Strahlenschutzverordnung einfliessen zu lassen, was nach Thé und Tubiana zu Dosis-Wirkungsbeziehungen führen sollte, die weniger konservativ sind.
Quelle
H.K., Communiqués de I Académie nationale de médecine, 4. Dezember 2001