Frankreich: Neue Leukämiestudie bekräftigt Bevölkerungs-Zuwanderungstheorie

Eine neue Leukämiestudie bekräftigt den zunehmenden wissenschaftlichen Konsens, dass die Anhäufung von Leukämiefällen in der Nähe von grossen industriellen Anlagen wahrscheinlich das Resultat einer raschen Bevölkerungsbewegung in vorher isolierte Gebiete ist.

26. Juni 2001

Die von einer Gruppe um den renommierten französischen Epidemiologen Alfred Spira durchgeführte Studie bestätigt das erste Mal, dass es eine statistisch signifikante Erhöhung der Anzahl Leukämieerkrankungen unter jungen Leuten in der Region Nord-Cotentin gibt - rund um Frankreichs Wiederaufbereitungsanlage für abgebrannte Brennelemente La Hague. Die Autoren folgern jedoch, dass es "sehr unwahrscheinlich" ist, dass die erhöhte Häufigkeit auf die radioaktiven Emissionen der Anlage La Hague zurückzuführen ist. Sie unterstreichen, dass eine detaillierte Studie von französischen Radiologen den theoretischen Einfluss der Emissionen von La Hague und anderen naheliegenden Nuklearanlagen als praktisch unerkennbar schätzt - 0,0014 errechnete Leukämiefälle für die gesamte betrachtete Bevölkerungsgruppe in einer Zeitperiode von annähernd 20 Jahren.
Die Studie verweist auch auf Resultate von mehr als zehnjähriger Forschung über einen Zusammenhang zwischen der Strahlendosis durch Strahlung, die aus menschlichen Tätigkeiten resultiert, und einer schwachen Erhöhung von Leukämiefällen bei Kindern in der Region rund um die BNFL-Wiederaufarbeitungsanlage Sellafield im Nordwesten von England. Die britische Studie schliesst einen direkten Zusammenhang aus und schlägt als wahrscheinlichsten Grund die Vermischung der Bevölkerung vor, d.h. die grosse Anzahl von Arbeitern, die in ein isoliertes Industriegebiet eingewandert sind.
Das Hauptziel der Studie war es, den Befund vorhergegangener epidemiologischer Untersuchungen zu bekräftigen, indem detaillierte Statistiken zusammengetragen wurden, v.a. von Leukämiehäufigkeiten in der unter 25-jährigen Bevölkerung, die in einem Umkreis von 35 km um die Anlage La Hague lebt. Hauptsächlich kombinierte diese Studie frühere Befunde aus den Jahren 1978-1992 mit neuen Daten von 1993-1998.
In der gesamten 35-km-Zone war kein signifikanter Unterschied zwischen der tatsächlichen Anzahl der Leukämiefälle (38) und der theoretisch erwarteten Anzahl (36,93) zu finden. In einem Radius von 10 km um die Anlage lag die tatsächliche Anzahl der Fälle bei 5, verglichen mit einer theoretisch erwarteten Anzahl von 2,3. Die höchste standardisierte Auftretenswahrscheinlichkeit einer Altersgruppe in dieser Zone wurde bei den Fünf- bis Neunjährigen festgestellt - drei Fälle wurden beobachtet, gegenüber einer theoretisch erwarteten Zahl von 0,47 Fällen.
Die Autoren schreiben: "Es ist sehr unwahrscheinlich, dass die Exposition durch radioaktive Abgaben der nuklearen Installationen in Nord-Contentin einen nachweisbaren Anstieg der Leukämie-Häufigkeit in Beaumont-Hague verursachen könnte ... Eine Studie, die Bevölkerungswanderungen und Leukämiefälle bei Kindern in Nord-Contentin analysiert, ist in Vorbereitung. Zudem scheint es vorläufig sehr schwierig zu sein, die Korrelation zwischen der Häufigkeit von Leukämie und der Nähe zu der Anlage von derjenigen von Leukämiefällen und Bevölkerungswanderungen zu trennen."
Cogema, die Betreiberin der Anlage La Hague, begrüsst die Veröffentlichung des Berichts und betont ihre fortlaufende Unterstützung "aller wissenschaftlichen Massnahmen, die zur Verbesserung des Verständnisses in diesem Gebiet beitragen".

Quelle

D.S. nach NucNet vom 27. Juni 2001

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