Frankreich verweigert Annahme bestrahlter deutscher Brennelemente

Nachdem am 21. September 2000 das deutsche Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) acht Transporte mit abgebrannten Brennelementen von den Kernkraftwerken Stade, Biblis und Philippsburg nach der französischen Wiederaufarbeitungsanlage in La Hague genehmigt hat, weigert sich Frankreich vorderhand, abgebrannte deutsche Brennelemente anzunehmen.

16. Okt. 2000

Frankreich will vorerst keine Atomtransporte von Deutschland nach La Hague zulassen, weil derzeit im Gegenzug keine Transporte mit radioaktivem Material ins niedersächsische Gorleben möglich sind. Laut deutscher Regierung ist die Strecke in das Zwischenlager wegen einer defekten Eisenbahnbrücke voraussichtlich bis zum Februar 2001 blockiert. Diese Begründung wird allerdings von der deutschen Firma GNS als Ausrede für eine politische Verzögerungstaktik gewertet.
Gemäss der Zeitung "Le Monde" hat der französische Premier Lionel Jospin anlässlich eines Treffens in Biarritz am 13. und 14. Oktober seinen deutschen Amtskollegen Gerhard Schröder dahingehend informiert, dass eine schriftliche Zusage über die Rücknahme der deutschen Atomabfälle Voraussetzung für weitere deutsche Transporte abgebrannter Brennelemente nach Frankreich sei. Vom faktischen Transport-Stopp ist unter anderem das KKW Philippsburg betroffen.
In Frankreich gibt es von Seiten der rot-grünen Koalitionsregierung vermehrt Druck auf die Cogema und ihre Wiederaufarbeitungsanlage in La Hague. Dort warten seit Jahren radioaktive Abfälle aus Deutschland auf ihren Rücktransport, nachdem die alte Bundesregierung wegen radioaktiver Verunreinigungen der Behälter einen Transportstopp verhängt hatte. Die lange Zwischenlagerung auf dem Gelände La Hague widerspricht französischem Recht. Die grüne Umweltministerin Dominique Voynet drängt auf den Abtransport der radioaktiven Abfälle nach Deutschland und erhofft sich dadurch nicht zuletzt innenpolitische Vorteile.
Die deutsche Bundesregierung ist nach eigenen Angaben darum bemüht, eine schnelle Lösung im Streit über die Atomtransporte zwischen Deutschland und Frankreich herbeizuführen. Eine Arbeitsgruppe unter Leitung von Kanzleramtschef Frank-Walter Steinmeier habe Kontakt mit dem Amt des französischen Premierministers aufgenommen, hiess es am 17. Oktober in Berlin. Die Bundesregierung stehe zu ihren internationalen Verpflichtungen sowie zu den Vereinbarungen, die sie mit den Energieversorgungsunternehmen getroffen habe.

Quelle

H.K.

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