Frankreich: Zwischenfall im Werk der Socatri
In der Nacht vom 7. auf den 8. Juli 2008 sind in einem Werk der Socatri – einer Tochtergesellschaft der Areva-Gruppe – am Standort Tricastin im Süden Frankreichs mehrere Tausend Liter uranhaltige Flüssigkeit ausgetreten. Der Gutachter der französischen Autorité de sûreté nucléaire (ASN), das Institut de radioprotection et de sûreté nucléaire (IRSN), geht von einem «vernachlässigbaren» Gesundheitsrisiko aus und die ASN ordnete den Vorfall auf der siebenstufigen internationalen Störfallbewertungsskala für Kernanlagen (Ines) der Stufe 1 zu. Das Kernkraftwerk Tricastin ist vom Ereignis nicht betroffen.
Die von einem Tank über das Rückhaltebecken hinaus ausgetretene Flüssigkeit gelangte einerseits in den Boden, andererseits über Regenwasserableitungskanäle in die Bäche «Gaffière» und danach «Lauzon». Als Vorsichtsmassnahme untersagten die zuständigen Behörden das Fischen und Baden in den betroffenen Gewässern sowie die Entnahme für Bewässerung und Trinkwasser während zwei Wochen.
Laut einer Pressemitteilung vom 9. Juli 2008 der Areva ist weniger Flüssigkeit ausgelaufen, als zunächst befürchtet. Die neuesten Messungen hätten die Freisetzung von umgerechnet 74 kg Natururan ergeben. In einer ersten Stellungnahme der Socatri war von rund 360 kg Natururan die Rede gewesen. Die Rhone transportiert nach Angaben der Areva natürlicherweise mit dem Geschiebe jedes Jahr 70'000 kg Natururan ins Mittelmeer.
Urangehalt nimmt stetig ab
Die bereits durchgeführten Messungen zeigen, dass der Urangehalt der Gewässer bereits beträchtlich zurückgegangen sei, erklärte die ASN am 9. Juli. Am 16. Juli liess sie verlauten, die Werte im Oberflächen- und Grundwasser hätten praktisch überall wieder den Normalzustand erreicht.
Die ASN hat die Socatri beauftragt, in den betroffenen Bächen «Gaffière» und «Lauzon» weiterhin Messungen durchzuführen, um eventuelle Uranablagerungen ausfindig zu machen. Zudem führt das IRSN im Auftrag der ASN unabhängig davon Massnahmen zum Grundwasserschutz durch und evaluiert die geeignetsten Kontrollverfahren.
Am 10. Juli 2008 führte die ASN detaillierte Untersuchungen am Standort durch, um die Ursache des Zwischenfalls abzuklären. Die Socatri wurde angewiesen, den betroffenen Werkteil endgültig stillzulegen und das kontaminierte Erdreich vollständig abzutragen. Zur Geschäftstätigkeit der Socatri - Société auxiliaire de Tricastin - gehören unter anderem Dekontaminationsarbeiten in der benachbarten Anreicherungsanlage Georges Besse der Areva-Gruppe und die Rückgewinnung von Uran.
Quelle
M.A. nach ASN, Wano, IRSN, Areva und NucNet Pressemitteilungen, 8., 9. 11., 16. und 18. Juli 2008