Friedensnobelpreis 2005: Das norwegische Komitee würdigt die sichere Nutzung der Kernenergie

Die Internationale Atomenergie-Organisation (IAEO) und ihr Direktor Mohamed EIBaradei sind mit dem diesjährigen Friedensnobelpreis ausgezeichnet worden.

31. Okt. 2005
Bruno Pellaud: «Das Nobel-Komitee hat mit Klarheit und Entschlossenheit die doppelte Rolle der IAEO anerkannt und gewürdigt».
Bruno Pellaud: «Das Nobel-Komitee hat mit Klarheit und Entschlossenheit die doppelte Rolle der IAEO anerkannt und gewürdigt».
Quelle: Alexander Egger

Mit der Anerkennung wurden die Bemühungen der IAEO und EIBaradeis gewürdigt, «die militärische Nutzung von Atomenergie zu verhindern». Sie sei eine Bedrohung, der durch eine möglichst breite internationale Zusammenarbeit begegnet werden muss. Politische Persönlichkeiten und Medien haben weltweit diese Entscheidung begrüsst. Mit seinem beispielhaften Engagement gegen die Verbreitung von Atomwaffen habe EIBaradei das Ansehen der IAEO gefestigt.
Auch die Schweiz kann mit Genugtuung diese Auszeichnung der IAEO zur Kenntnis nehmen. Gegründet wurde die IAEO 1957 in Wien. In den Anfangsjahren wurde sie mit grossem Geschick von einem brillanten stellvertretenden Generaldirektor organisatorisch gestaltet: vom jungen Schweizer Diplomaten Paul Jolies, später Staatssekretär in Bern und Präsident von Nestlé. Seit dem Inkrafttreten des Atomwaffensperrvertrags im Jahr 1970 führt die IAEO in vielen Anlagen rund um die Welt ihre Kontrollen durch. Der Schweizer Rudolf Rometsch - später Nagra-Präsident - baute damals während eines neunjährigen Aufenthalts in Wien mit viel Kompetenz, Kraft und Diplomatie die notwendige logistische, technische und personelle Infrastruktur auf. In den 1980-Jahren war es die Aufgabe von Peter Tempus, Mitglied des ETH-Schulrats, diese Organisation massiv zu erweitern, um mit dem Ausbau der Kerntechnologie Schritt halten zu können. Bemerkenswert ist die Tatsache, dass von den bisherigen sechs für die Kontrolle zuständigen stellvertretenden Generaldirektoren nicht weniger als drei Schweizer waren. Darüber hinaus besetzt gegenwärtig der ursprünglich aus der Schweiz stammende Werner Burkart die Stelle des stellvertretenden Generaldirektors für «Nukleare Wissenschaften und Anwendungen».
Meiner Meinung nach zu wenig Beachtung fand der zweite Teil der Würdigung, nämlich «... die Bemühungen der IAEO, sicherzustellen, dass die Nutzung der Kernenergie für friedliche Zwecke so sicher wie möglich erfolgt». Heute, «da die Kernenergie aller Voraussicht nach wieder eine wachsende Rolle spielt», sei die Arbeit der IAEO von unschätzbarer Bedeutung, hält das Nobel-Komitee fest.
Seit Jahrzehnten setzt sich die IAEO beispielhaft dafür ein, dass die Kernenergie nur zu zivilen Zwecken und auf höchstem Sicherheitsniveau genutzt wird. Das Komitee hat mit Klarheit und Entschlossenheit die doppelte Rolle der IAEO anerkannt und gewürdigt. In Hinblick auf die Auseinandersetzung um die Rolle der Kernenergie in der Energieversorgung wäre es für das Komitee viel bequemer gewesen, nur auf die Kontrollfunktion der IAEO unter dem Atomwaffensperrvertrag hinzuweisen. Mit der umfassenden Begründung seines Entscheids räumt das Komitee der zivilen Nutzung der Kernenergie in der Friedenspolitik eine Rolle ein. Sie kann dazu einen nützlichen Beitrag leisten, wobei der Sicherheit die nötige Aufmerksamkeit geschenkt werden muss.
Dies ist eine wichtige Botschaft für uns alle.

Dr. Bruno Pellaud
Präsident Nuklearforum Schweiz
Ehemaliger Stellvertretender Generaldirektor der IAEO

Quelle

Bruno Pellaud

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