Generalversammlung 2004: SVA wird "Nuklearforum Schweiz"

Die diesjährige Generalversammlung (GV) der Schweizerischen Vereinigung für Atomenergie (SVA) am 14. Oktober 2004 im Kursaal Bern - mit rund 100 Teilnehmenden aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft, Verwaltung und Presse - stand im Zeichen des Wandels.

13. Okt. 2004

So fand am Vormittag des GV-Tages eine konzentrierte Informationstagung mit drei Gastreferenten statt. Zweitens stand auf der Traktandenliste der GV am Nachmittag erstmals in der 46-jährigen erfolgreichen Geschichte der SVA eine Aktualisierung der Statuten - einschliesslich des Übergangs zu einem neuen Namen der Vereinigung.

"In den letzten Monaten hat das Interesse an der Kernenergie und ihrer möglichen Rolle als notwendiger Pfeiler der heutigen und der künftigen Elektrizitätsversorgung nicht zuletzt als Folge der steigenden Ölpreise erheblich zugenommen", führte SVA-Präsident Dr. Bruno Pellaud aus. So habe der französische Finanzminister Nicolas Sarkozy vor zehn Tagen am Rande des Finanzministertreffens der G7 angesichts der Rekordpreise für Erdöl eine Rückbesinnung auf die Atomenergie vorgeschlagen. Sie zähle zu den alternativen Energiequellen. Die Schweizer Öffentlichkeit lasse sich jedoch von solchen Aussagen nicht unbedingt beeindrucken, weiss Pellaud. "Von den zahlreichen Ländern, welche in letzter Zeit erkennbar verstärkt auf die Kernenergie setzen, dürfte vor allem Finnland uns Schweizer zum Nachdenken bewegen. Als kleines europäisches Land kennt es wie die Schweiz die Gratwanderung zwischen zwangsläufiger Auslandabhängigkeit, besonders in der Energieversorgung, und hartnäckig zu verfolgender Eigenständigkeit", so Pellaud. Die Finnen haben sich in diesem Dilemma für die weitere Nutzung und sogar für den Ausbau der Kernenergie entschieden.

Pellaud leuchtete anschliessend die Situation in der Schweiz aus: "Die dominierenden aktuellen Anliegen sind hier die vor dem Abschluss stehende Kernenergieverordnung, die Arbeiten zur nuklearen Entsorgung sowie die einsetzende Diskussion über die Möglichkeiten zum Ersatz der bestehenden Kernkraftwerke am Zeitraum ab 2020." Die verbündeten Branchenorganisationen und Unternehmen im Mitgliederkreis der SVA kamen in ihrer Stellungnahme zur Kernenergieverordnung von Mitte August 2004 zum Schluss, dass der Entwurf der Verordnung dem Geist des Kernenergiegesetzes vom 21. März 2003 in wesentlichen Punkten widerspricht und nicht akzeptiert werden kann. Der Entwurf sei zurückzuziehen und grundlegend zu überarbeiten. "Ein überarbeiteter Entwurf der Kernenergieverordnung darf die Interpretationsspielräume des Kernenergiegesetzes nicht strapazieren, indem er der weiteren Nutzung der Kernenergie zusätzliche Hindernisse in den Weg legt, die dem Entscheid von Parlament und Souverän widerspricht, die Option Kernenergie offen zu halten," führte Pellaud aus.

"Bei den Arbeiten und Plänen zur Entsorgung der radioaktiven Abfälle stehen namentlich politische Entscheide an, vor allem die im Jahr 2006 erwartete Stellungnahme des Bundesrates zum Gesuch der Nagra", erklärte Pellaud weiter und zitierte aus dem Referat von Dr. Markus Fritschi: "Viel ist auf dem Weg zu einer sicheren Entsorgung auch in der Schweiz bereits realisiert - die Abfälle sind gut bekannt und sicher zwischengelagert. Die abschliessende Tiefenlagerung ist nach 30 Jahren Forschung und Entwicklung umfassend vorbereitet". Zusammenfassend erläuterte Pellaud, wie in Finnland und in Schweden sei eine Lösung auch in der Schweiz in Sicht.

Der Vorstand der SVA habe sich nun entschlossen, die SVA nach fast 50 Jahren erfolgreicher Arbeit den Bedürfnissen der Zeit sichtbar anzupassen, ihren Auftritt und ihre Wirkungsweise im Umfeld unserer direkten Demokratie weiter zu optimieren, so Pellaud. "Das Anliegen muss sein, jene Kreise der Öffentlichkeit noch besser zu erreichen, die der Kernenergie weder positiv noch grundsätzlich ablehnend gegenüber stehen. Besonders diese Kreise in der Mitte des Meinungsspektrums sollen in die Lage versetzt werden, die Qualitäten des Dossiers Kernenergie unvoreingenommen zu beurteilen. Dazu soll der Charakter der SVA als Forum aller interessierten Kreise - das sie immer war - künftig stärker betont und auch mit einem neuen Namen unterstrichen werden. Der zielgerichtete und bewährte SVA-Grundsatz der elastischen Unnachgiebigkeit und der geduldigen Dauerpräsenz soll im Zweckartikel der neuen Statuten verstärkt abgestützt werden", schloss Pellaud seine Präsidialansprache.

Im Anschluss an die Präsidialansprache überreichte Dr. Ingeborg Hagenlocher, Präsidentin der Schweizerischen Gesellschaft der Kernfachleute (SGK), den Preis für hervorragende Öffentlichkeitsarbeit an Dr. Bernd Frieg und den Abwesenden Rolf Flury, die Vertreter des Verbands der Personalvertretungen der Schweizerischen Elektrizitätswirtschaft (VPE) und seine Mitgliedorganisationen.

Im statutarischen Teil der Versammlung wurde das Protokoll der letztjährigen GV, der Jahresbericht sowie die Jahresrechnung 2003 einstimmig genehmigt. Den Vereinsorganen wurde Décharge erteilt. Der Präsident verabschiedete mit dem Dank für die geleisteten Dienste das zurücktretende Vorstandsmitglied Herrn Jean-Louis Pfäffli. Die Versammlung wählte Frau Dr. Ingeborg Hagenlocher, Präsidentin SGK und Projektleiterin für Laborprogramme bei der Nagra, Wettingen, sowie Herrn Benoît Revaz, Generalsekretär der EOS Holding, Lausanne, einstimmig neu in den Vorstand.

Zudem genehmigte die Generalversammlung die Aktualisierung der Statuten, die insbesondere zwei zentrale Punkte beinhaltet. Erstes heisst die SVA neu ab 1. Januar 2005 Nuklearforum Schweiz, was den Charakter der Vereinigung als Forum aller an Fragen der Kernenergie und Kerntechnik interessierten Kreise unterstreicht. Des weiteren wurde der Zweckartikel umformuliert: Zusätzlich zur Förderung der friedlichen Nutzung der Kernenergie in der Schweiz wird deren weitere Entwicklung sowie die Unterstützung der Anwendung nuklearer Techniken in Medizin, Industrie und Forschung nun ausdrücklich erwähnt. Eine weitere Ergänzung unterstreicht den Forumscharakter der Vereinigung und präzisiert die Kreise, die das Forum ansprechen will. Der Präsident schloss die Veranstaltung um 16.30 Uhr und lud die Anwesenden zu einem Apéro ein.

Quelle

D.S.

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