Gesundheitliche Auswirkungen des Tokai-mura-Unfalls

Der Kritikalitätsunfall vom 30. September 1999 im japanischen Tokai-mura führte zu hohen Strahlendosen bei drei unmittelbar betroffenen Arbeitern. Einer dieser Arbeiter verstarb Ende letzten Jahres. Der Unfall hatte keine feststellbaren Auswirkungen auf die Gesundheit weiterer Personen. Dies ist ein Untersuchungsresultat der Science and Technology Agency (STA) der japanischen Regierung.

14. Feb. 2000

Die STA hat bei 439 Personen überprüft, welche Strahlendosis der Kritikalitätsunfall in einer Urankonversions-Versuchsanlage der Firma JCO zur Folge hatte. Die Untersuchten sind Mitarbeiter der JCO, die zum Zeitpunkt des Unfalls auf dem Anlagengelände anwesend waren, Mitarbeiter des Notfalldienstes und Anwohner aus einem Umkreis von 350 m um die Anlage. Mit Ausnahme der drei schwer betroffenen Arbeiter erhielten alle Dosen unterhalb von 50 mSv. Bei 119 Personen betrug die Dosis 1 mSv oder mehr. Ihre Gesundheit soll einmal jährlich überprüft werden, ebenso diejenige von Personen, die evakuiert wurden. Sie werden bei Bedarf auch psychologisch betreut. 140 Dosis-Auswertungen - diejenigen der drei schwer Betroffenen nicht eingerechnet - basieren auf Messungen, 296 auf Abschätzungen. Die STA wird ihren Schlussbericht voraussichtlich Ende März vorlegen. Der JCO droht wegen des Unfalls der Verlust ihrer Betriebsbewilligung, und ihr Präsident Koji Kitani erklärte an einer Pressekonferenz, dass dies "demütig" akzeptiert würde. Der Firma wird von den Behörden vorgeworfen, sie habe gegen autorisierte Betriebs- respektive Arbeitsvorschriften verstossen.
Sowohl auf politischer als auch auf privatwirtschaftlicher Ebene hat Japan auf den Unfall reagiert. Das Parlament verabschiedete im Dezember vergangenen Jahres als Antwort auf "Tokai-mura" zwei Vorlagen. Die eine setzt ein Gesetz über spezielle Massnahmen bei Nuklearkatastrophen in Kraft, die andere revidiert das Gesetz über nukleares Quellenmaterial, Brennstoffmaterial und Reaktoren. Ersteres klärt die Rollenverteilung der verschiedenen, bei einem Störfall involvierten Stellen.
Zur Verbesserung und Überwachung des sicheren Betriebs der Kernanlagen wurde am 9. Dezember 1999 ein privates Netzwerk für Kernenergie-Sicherheit gegründet. Durch gegenseitige Inspektionen und einen offenen Informationsaustausch unter den Mitgliedern will das "Nuclear Safety Network" (NSN) das Sicherheitsbewusstsein und die Sicherheitskultur in der Nuklearindustrie verbessern. Dem Netzwerk gehören 35 Firmen und Forschungsorganisationen an.
Die Kernenergieagentur NEA (Nuclear Energy Agency) der OECD wird in Zusammenarbeit mit japanischen Behörden vom 29. bis zum 31. Mai 2000 in Tokio einen Workshop über die Sicherheit von Anlagen des Kernbrennstoffkreislaufs veranstalten. Der Workshop soll internationalen und japanischen Experten unter anderem die Gelegenheit geben, über die Lehren aus "Tokai-mura" und anderen Kritikalitätsstörfällen zu diskutieren.

Quelle

M.S. nach Mitteilungen des Japan Atomic Industrial Forum und der NEA

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