Globaler Kernbrennstoffmarkt 2001–2020

An der Jahreskonferenz vom 5. bis 7. September 2001 in London hat die World Nuclear Association (WNA) – das frühere Uranium Institute – ihre neusten Vorhersagen über Angebot und Nachfrage von Kernbrennstoffen für den Zeitraum 2001-2020 veröffentlicht.

10. Sep. 2001

Demnach wird der Weltmarkt bis auf weiteres von Sekundärangeboten gesteuert, die wesentlich aus der Auflösung strategischer Uranreserven und Bestände an hoch angereichertem Uran aus den militärischen Programmen der Russischen Föderation sowie der Vereinigten Staaten stammen. Entsprechend wird die Primärproduktion besonders von Natururan über den Vorhersagezeitraum hinaus erheblich unter dem Bedarf der Kernkraftwerke liegen. In einem Kommentar stellt die WNA fest, die Auflösung militärischer Bestände an spaltbarem Material bringe der Welt sicherlich Vorteile, habe aber für den Nuklearsektor den Nachteil, zu einem hohen Prozentsatz von einer einzelnen Versorgungsquelle abhängig zu sein, die erst noch durch die Politik und nicht den Markt bestimmt werde. Je länger solche Marktverhältnisse vorherrschten, desto weniger wäre die Versorgung aus Primärquellen sichergestellt, sollte das Sekundärangebot plötzlich zurückgehen. Uranminen könnten die Produktion nicht kurzfristig erhöhen, denn die Erschliessung von Vorkommen und der Bau sowie die Inbetriebnahme von Mühlekapazitäten brauche mehrere Jahre, warnt die WNA.
Im Bericht werden Angebot und Nachfrage für drei Szenarien bis 2020 hochgerechnet: ein mittleres Referenzszenario mit einem ziemlich gleichmässigen, moderaten Wachstum sowie eine höhere und eine tiefere Variante. Demnach würden im Jahr 2020 Kernkraftwerke mit einer Gesamtnettoleistung von 405 Gigawatt (GW) beziehungsweise 487 GW oder nur 309 GW in Betrieb stehen (heute rund 350 GW). Entsprechend haben die Experten der WNA den Bedarf an Natururan, Anreicherungsdiensten und Kernbrennstoff neu berechnet. Dabei haben sie der seit dem letzten Bericht von 1998 (Bulletin 19/1998) eingetretenen Entwicklung verschiedener Faktoren wie Anreicherungstechnik, Zykluslänge und Abbrandgrenzen Rechnung getragen. Im Referenzszenario würde der Jahresbedarf an Natururan von heute 64'630 t (metrische Tonnen Metall) bis 2020 auf 78'096t ansteigen. In der hohen Variante wären es 93'550 t und in der tiefen Variante nur 59'192 t.
Die zu Kosten von unter USD 40 pro kg zu gewinnenden Uranreserven der Welt schätzt die WNA auf annährend 1,2 Mio. t. Bei Gewinnungskosten von bis zu USD 80 pro kg betragen die Reserven laut WNA 3,4 Mio. t. Somit wäre ein Jahresbedarf von 60'000-80'000 t auf mehr als 40 Jahre hinaus zu tragbaren Kosten von unter USD 80 pro kg zu decken. Lässt man höhere Gewinnungskosten zu, darf gemäss WNA die Versorgung durch bestehende Reserven für 100 und mehr Jahre als gedeckt betrachtet werden.
Nach einem Rückgang in den Jahren 1998 und 1999 stieg die weltweite Primärproduktion von Natururan gemäss den Erhebungen der WNA im letzten Jahr wieder um 12% auf 34734 t. Der überwiegende Teil stammte aus einigen wenigen grossen Minen in Kanada und Australien und deckte 55% des Bedarfs. Die übrigen 45% trug spaltbares Material aus Sekundärquellen bei. Laut Vorschau der WNA-Experten wird sich an diesen Verhältnissen in den kommenden 20 Jahren grundsätzlich wenig ändern. Namentlich bleibe der Anteil aus aufgelösten militärischen Beständen voraussichtlich über den ganzen Zeitraum wichtig. Die WNA schätzt, dass weltweit seit 1945 insgesamt rund 2 Mio. t Natururan abgebaut wurden, wovon nur wenig mehr als die Hälfte in Kernkraftwerken verbraucht worden sei.

Quelle

P.B. nach WNA "The Global Nuclear Fuel Market - Supply and Demand 2001-2020" und NucNet, 11. September 2001

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