Grossbritannien: «Substitution» von radioaktivem Abfall
Das Staatsunternehmen British Nuclear Fuels (BNFL)darf im Rahmen der Wiederaufarbeitung eigenen hochradioaktiven Abfall durch ausländischen mittelradioaktiven Abfall «substituieren».
Dies hat die britische Regierung aufgrund einer dreimonatigen öffentlichen Vernehmlassung entschieden, die zu Beginn des vergangenen Jahres durchgeführt worden ist und unter den 325 Antworten über 90% Zustimmung gefunden hat. «Substitution» bedeutet, dass BNFL Vereinbarungen treffen darf, wonach BNFL den ausländischen Kunden eine geringe Menge eigenen hochradioaktiven Abfall zur Endlagerung zusendet, zusätzlich zum hochradioaktiven Abfall, der vom Kunden selbst stammt. Als Gegenleistung übernimmt BNFL den mittelradioaktiven Abfall des Kunden.
Das Department of Trade and Industry (DTI) schätzt, dass sich dadurch die Menge des mittelradioaktiven Abfalls in Grossbritannien um 1,4 % erhöht. Weil aber umgekehrt eine radiologisch gleichwertige Menge hochradioaktiven eigenen Abfalls ins Ausland gehe, bleibe die britische radiologische Gesamtbilanz unverändert. Das DTI bezeichnet die Regierungsentscheidung als «sowohl umweltfreundlich wie wirtschaftlich», da
- - der ausländische radioaktive Abfall früher in die Ursprungsländer zurückgeführt werden kann (bis 2017 statt bis 2033)
- - sechsmal weniger Abfalltransporte zu den ausländischen Kunden durchgeführt werden müssen
- - die als Folge der Substitutionspolitik zusätzlich generierten Einnahmen der Nuclear Decommissioning Authority zur Finanzierung von nuklearen Entsorgungsarbeiten verwendet werden können, was langfristig die britischen Steuerzahler entlastet.
Quelle
M.S. nach Medienmitteilung des DTI, 13. Dezember 2004