Heutige Strahlenexposition in der nördlichen Ukraine

Durch den schwerwiegenden Unfall von Tschernobyl wurden 1986 weite Gebiete der nördlichen Ukraine so stark kontaminiert, dass die Behörden die Bevölkerung aussiedelten. Illegal – aber geduldet – kehrten viele ehemalige Bewohner in den letzten Jahren wieder in ihre angestammte bäuerliche Umgebung zurück. Hier leben und arbeiten sie auf kontaminierten Böden und ernähren sich fast ausschliesslich von vor Ort erzeugten Nahrungsmitteln. Daher ist es wichtig, die tatsächliche Strahlenexposition dieser Menschen zu kennen.

29. Nov. 1999

In Zusammenarbeit mit der Agroökologischen Akademie der Ukraine klärt daher das Zentrum für Strahlenschutz und Radioökologie der Universität Hannover mit Förderung durch die Deutsche Forschungs-Gemeinschaft in ausgewählten Bezirken ab, mit welchen Folgedosen zu rechnen ist.
Von den ursprünglich freigesetzten Nukliden spielt heute rund 60 km nördlich des Reaktorstandorts nur noch Cäsium-137 eine Rolle. Es verursachte 1998/99 beim typischen Dorfbewohner eine externe Jahresdosis von 0,7 mSv. Die interne Strahlenbelastung wird hauptsächlich durch den Verzehr lokal gesammelter Pilze verursacht und erreichte gemäss Ganzkörperaktivitätsanalysen 0,5 mSv im Jahr. Damit lag die zusätzliche Dosis bei 1,2 mSv jährlich. Dies ist zu vergleichen mit der lokalen natürlichen externen Jahresdosis von 0,8 mSv und übersteigt die Schwankungsbreite der natürlichen Exposition in Europa nicht mehr. Wie im Einzelfall nachgewiesen wurde, könnte ein Verbot des Pilz- und Waldfrüchteverzehrs - und dessen Einhaltung nach Aufklärung der Bevölkerung über die Gründe - die zusätzliche interne Dosis von 0,5 auf 0,1 mSv im Jahr senken.

Quelle

P.B. nach W. Botsch et al. in atw, November 1999

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