HFR erzeugt alle medizinischen Isotope mit LEU

Der High Flux Reactor (HFR) in Petten in den Niederlanden wird ab sofort alle medizinischen Isotope nur noch mit schwach angereichertem Uran (LEU) produzieren. Der Reaktor setzt bereits seit 2006 von LEU-Brennstoff ein.

24. März 2021

Bis vor Kurzem stellte die Nuclear Research and Consultancy Group BV (NRG) die medizinischen Isotope für das Institut National des Radioéléments (IRE) – ihren belgischen Partner – mit hoch angereichertem Uran (HEU) her, da die IRE LEU nicht vollständig verarbeiten konnte. Die IRE hat ihr chemisches Verfahren nun teilweise auf LEU umgestellt, sodass die NRG – die weltweit grösste Herstellerin medizinischer Isotope – die Produktion mit HEU am HFR vollständig einstellen kann.

Im Rahmen des von 191 Staaten unterzeichneten Vertrags über die Nichtverbreitung von Kernwaffen war vereinbart worden, auf den Einsatz von HEU zu verzichten, da es für die Herstellung von Kernwaffen benutzt werden kann. Belgien, Frankreich, die Niederlande und die USA beschlossen 2014 an einem Gipfeltreffen, dass die Produktion medizinischer Isotope von HEU auf LEU gewechselt würde.

Die NRG setzt LEU – also Uran, das weniger als 20% des spaltbaren Isotops Uran-235 enthält – seit 2006 als Brennstoff im HFR ein. Im Sommer 2012 begann das Unternehmen, zu Testzwecken das für medizinische Anwendungen benötigte Radioisotop Molybdän-99 (Mo-99) aus Targets mit LEU zu gewinnen. Im Jahr 2018 stellten die NRG und ihr in Paris ansässiger Partner Curium den Mo-99-Produktionsprozess in der Molybdän-Produktionsanlage in Petten auf LEU um. Dies wurde als bedeutender Schritt betrachtet, weil die gesamte Produktionskette, vom HEU-Kauf über Bestrahlung und chemische Verarbeitung bis hin zur Abfallbehandlung und -entsorgung davon betroffen war.

«Wir freuen uns, dass jetzt der letzte Schritt getan wurde und unsere Partner für die Herstellung medizinischer Isotope aus dem HFR kein hoch angereichertes Uran mehr benötigen», sagte Vinod Ramnandanlal, Commercial Director der NRG. «Auf diese Weise erreichen wir eine Art Nichtverbreitungs-Qualitätszeichen für medizinische Isotope. Wir sind froh, dass wir jetzt in der Lage sind, die am Gipfel zur Nuklearsicherheit getroffenen Vereinbarungen zu erfüllen».

Täglich profitieren rund 30ʼ000 Patienten von medizinischen Isotopen, die in Petten hergestellt werden. Mo-99 wird weltweit täglich 40 Mio. Mal in diagnostischen Tests in Krankenhäusern in den Bereichen Onkologie, Kardiologie und Neurologie eingesetzt. Während solcher Tests wird den Patienten eine leicht radioaktive Flüssigkeit injiziert.

Der neue Mehrzweck-Hochflussreaktor Pallas wird LEU sowohl als Brennstoff, als auch bei der Herstellung medizinischer Isotope verwenden. Pallas soll als Ersatz für den seit gut 60 Jahren in Betrieb stehenden HFR ebenfalls am Standort Petten gebaut werden.

Quelle

M.A. nach NRG, Medienmitteilung, 18. März 2021

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