Hormesisdiskussion in den USA wieder offen

Mit einem Schwerpunkt in der Auftragsforschung will das amerikanische Department of Energy (DOE) in den kommenden zehn Jahren die wissenschaftlichen Einsichten über die Wirkung schwacher Dosen ionisierender Strahlen so weit vertiefen, dass die dadurch in lebenden Zellen direkt und indirekt ausgelösten Vorgänge weitgehend verstanden werden.

31. März 1999

Der Hintergrund dieses Entscheids ist, dass epidemiologischen Untersuchungen, das heisst die systematischen Auswertung von Erkrankungsdaten in grossen Populationen, nicht ausreichen, um genügend genau abzuklären, ob selbst schwächste Strahlendosen negative Folgen für die Gesundheit und die Nachkommen nach sich ziehen können oder ob es dafür Schwellenwerte gibt..
Die wissenschaftliche Diskussion über diese Frage dauert bereits Jahrzehnte. Vor drei Jahren hat die Fachgesellschaft Health Physics Society in einer Stellungnahme davor gewarnt, beim gesicherten Stand des Wissens irgend welche quantitative Aussagen zum Gesundheitsrisiko von Personendosisraten unterhalb 50 mSv/a und von kumulierten Personendosen unterhalb 100 mSv zu machen. Die kürzlich in den USA gegründete internationale Radiation Science and Health Inc. ist einen Schritt weiter gegangen. Ihr Sprecher, E. Rockwell, hat an Hearings der amerikanischen Sicherheitsbehörde US Nuclear Regulatory Commission (US NRC) zu Risiken von Abfallagern auf neuere Erkenntnisse über die verschiedenen in einer Zelle nach einer Bestrahlung ablaufenden Vorgänge hingewiesen. Bei sehr geringen Dosen stärkten diese Vorgänge am Schluss die Widerstandskraft der Zelle, so dass die Bilanz für ihre Gesundheit positiv ausfallen könne. Diese vor über 20 Jahren erstmals ins Gespräch gebrachte Hormesishypothese müsse durch direkte Untersuchungen an Zellen geprüft werden. Sollte sie zutreffen, würde die heute im Strahlenschutz geltende vorsichtig konservative Hypothese einer linearen Dosis-Wirkungsbeziehung ihre wissenschaftliche Grundlage verlieren.
Nun kommt bei der Bestimmung des Restrisikos eines Endlagers für radioaktive Abfälle angesichts der langen Wirkungszeit selbst kleinsten Dosisraten ein hohes Gewicht zu, wenn mit der linearen Hypothese gerechnet wird, nicht jedoch, wenn ein Schwellenwert gilt. In diesem Licht ist das Interesse des für die Langzeitlagerung in den USA verantwortlichen DOE an einer endgültigen Klärung der Frage offensichtlich.

Quelle

P.B. nach Nucleonics Week vom 1. April 1999

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