IAEO-Chef Grossi: Singapur eignet sich ideal für die Kernenergie
Der Generaldirektor der Internationalen Atomenergie-Organisation (IAEO), Rafael Mariano Grossi, sieht Singapur als hervorragend geeignet für die Einführung der Kernenergie. Aufgrund der begrenzten Flächen für Wind- und Sonnenenergie sowie des steigenden Energiebedarfs könnte das Land vom Einsatz von Kernkraftwerken profitieren. Auch eine Zusammenarbeit oder ein gemeinsamer Betrieb mit anderen Ländern der Vereinigung südostasiatischer Staaten (Asean) hält er für denkbar.

Während eines Vortrags zur globalen Energielandschaft am neu gegründeten Singapore Nuclear Research and Safety Institute der National University of Singapore erklärte Grossi, dass Singapur «relativ bald» bereit sei, die Kernenergie einzuführen. Die Regierung des Stadtstaates prüfe derzeit Alternativen zu Erdgas, wobei Kernkraft eine besonders attraktive Option sei. Singapur könne keine Wasserkraft erzeugen und verfüge nicht über genügend Fläche, um mit Wind- oder Sonnenenergie den eigenen Bedarf ausreichend zu decken.
«Meiner Meinung nach und nach Ansicht vieler Experten könnte Singapur […] vielleicht zu Recht als das perfekteste Beispiel für ein Land gelten, das Kernenergie benötigt, denn mit einem sehr kleinen Kernkraftwerk kann man eine Energiedichte und -produktion erreichen, die mit nichts anderem zu erreichen ist», sagte Grossi. Die technologische Basis, die finanziellen Möglichkeiten und die institutionelle Reife des Landes sprächen zusätzlich für einen Einstieg (siehe Facebook-Video). Mit «sehr kleinen Kernkraftwerken» meinte Grossi kleine, modulare Reaktoren (SMRs), deren Entwicklung er als «vielversprechenden Trend» einstufte. Deren Zulassung laufe derzeit in mehreren Ländern. Für Singapur könnten SMR eine «sehr interessante Option» zu grossen Anlagen sein. Er halte aber selbst grosse Kernkraftwerke für Singapur als nicht ausgeschlossen, wenn es eine grenzüberschreitende Zusammenarbeit oder einen gemeinsamen Betrieb mit anderen Asean-Ländern gebe. Viele dieser Länder prüfen laut Grossi einen Einstieg in die Kernenergie. In Singapur und anderen Nachbarländern sei aber noch kein Entscheid gefallen. «Mein persönlicher Eindruck ist, dass Sie innerhalb weniger Jahre Ihr erstes Kernkraftwerk (oder Kernkraftprojekt) sehen werden – sei es klein oder gross – und vielleicht in einem weiteren Sinne in Kombination oder Zusammenarbeit mit Ihren Asean-Nachbarn», sagte Grossi.
Zwar sei Kernenergie anfangs sehr kapitalintensiv, doch seien Kosten nicht der einzige «entscheidende Faktor» für den Entscheid eines Landes für oder gegen die Kernenergie. Auch Versorgungssicherheit, die verfügbare Fläche und die Dekarbonisierungsmöglichkeit seien wesentliche Faktoren. Das Erreichen der Pariser Klimaziele sei für grosse, von fossilen Energien abhängige Industrienationen ohne Kernenergie kaum möglich. Klimaforscher und Experten hätten erkannt, dass eine Dekarbonisierung ohne Kernenergie im Hinblick auf den Klimawandel «praktisch utopisch» sei, so Grossi.
Quelle
B.G. nach Rafael Mariano Grossi, Posts auf X, 25. Juli 2025; NucNet, 28. Juli 2025; sowie Channelnewsasia, The Business Times International und The Straits Times, Artikel vom 25. Juli 2025
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