Ines wird 20 Jahre alt

In einem Seminar am 14. Oktober 2010 in Wien haben die Internationale Atomenergie-Organisation (IAEO) und die Kernenergieagentur NEA der OECD den 20. Geburtstag der Internationalen nuklearen und radiologischen Ereignisskala Ines gefeiert.

20. Okt. 2010

Der Zweck der Ines ist, Aufsichtsbehörden, Betreibern von Kernanlagen und Nutzern von Strahlungsquellen zu helfen, weltweit einfach, rasch und verständlich über die Schwere ungeplanter Ereignisse zu kommunizieren. Die Skala ist eine gemeinschaftliche Entwicklung der IAEO und der NEA. Die Vorbereitungen begannen 1989 in Paris. Sie lehnten sich an die erfolgreichen nationalen Beispiele Frankreichs und Japans an. An einer Tagung in Wien 1990 stellte eine Arbeitsgruppe den Entwurf eines ersten Handbuchs vor, worauf sich die Mehrheit der vertretenen Länder für einen einjährigen Probebetrieb aussprach. Dieser begann im gleichen Jahr und fiel erfolgreich aus. Die IAEO-Generalversammlung stellte sich jetzt hinter das Projekt und rief die Mitgliedsländer auf, die Ines als Kommunikationsinstrument offiziell einzuführen sowie nationale Koordinationsstellen zu benennen. Die IAEO richtete eine zentrale Melde- und Koordinationsstelle ein.

Ausweitung auf weitere Bereiche und Länder

Zu Beginn war die Ines nur für Kernkraftwerke gedacht: Auf einer Skala von 0 bis 7 werden Störfälle nach den Kriterien «Mensch und Umwelt», «Radiologische Barrieren und Folgen» sowie «Schutz in die Tiefe» eingeteilt. Die Stufen 4–7 entsprechen Unfällen, die Stufen 1–3 Zwischenfällen und die Stufe 0 Ereignissen ohne Sicherheitsbedeutung. Bei der Einteilung geht es nur um die Sicherheit. Ob ein Ereignis grosse wirtschaftliche Schäden verursacht oder daraus bedeutende Lehren zu ziehen sind, spielt keine Rolle.

Seit 1990 wurde die Anwendung der Skala Schritt um Schritt auf andere Kernanlagen, Forschungseinrichtungen, nukleare Transporte und Lager sowie den Einsatz von radioaktiven Stoffen und Strahlenquellen ausgedehnt. Das Handbuch erfuhr eine entsprechende Erweiterung in diesen Bereichen. Heute gilt die Ausgabe 2008. Demnach sind Grossunfälle und Katastrophen der Stufen 6 und 7 nicht in allen Bereichen plausibel. Inzwischen wenden 69 Länder – darunter alle mit Kernkraftwerken – die Skala offiziell an. Sie melden sämtliche Ereignisse ab Stufe 2 in der Regel binnen 24 Stunden der Koordinationsstelle bei der IAEO. Diese publiziert die Meldungen seit 2001 auf einer eigenen Internetsite.

Und wie weiter?

Die Teilnehmer am Seminar waren sich einig, dass die Ines heute – ähnlich wie die Mercalli- und Richterskala bei Erdbeben – ein unverzichtbares Kommunikationsinstrument ausserhalb von Fachkreisen ist und hilft, über Ereignisse angemessen zu informieren. Technisch stimmt die Skala jetzt. Für den weiteren Erfolg wichtig ist die harmonisierte Anwendung, weshalb die Koordinationsstelle bei der IAEO für die systematische Aus- und Weiterbildung der nationalen Koordinatoren sorgt. Diese treffen sich alle zwei Jahre und tauschen Erfahrungen aus, was sich in laufend verbessertem Lehrmaterial niederschlägt.

Ein grosses Anliegen der IAEO ist, dass sich mit der Zeit alle Mitgliedsländer dem Projekt anschliessen. Letztlich entscheidend ist indessen, dass die Skala bei Medienschaffenden und Meinungsbildnern weiter an Bekanntheit und Glaubwürdigkeit gewinnt. Die IAEO und die NEA wollen dies mit Unterstützung durch die nationalen Koordinationsstellen durch Seminare und im Rahmen technischer Zusammenarbeitsprogramme erreichen.

Quelle

P.B. nach IAEO, Medienmitteilung und Seminarunterlagen, 14. Oktober 2010

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