Italien: Liste mit 67 potenziellen Standortgebieten für Oberflächenlager

Die Società gestione impianti nucleari SpA (Sogin) – ein Unternehmen im italienischen Staatsbesitz – hat eine Liste mit 67 potenziellen Standorten für ein nationales Lager für schwach- und mittelaktive Abfälle und einen Technologiepark veröffentlicht. Damit ist das Vernehmlassungsverfahren lanciert.

8. Jan. 2021

Laut Umweltministerium werden das geplante nationale Lager und der Technologiepark auf einer Fläche von 150 ha, von denen 110 für das Oberflächenlager und 40 für den Park bestimmt sind, errichtet. Insgesamt werden rund 78ʼ000 m3 schwach- und mittelaktive Abfälle Platz haben. Es sind insbesondere radioaktive Abfälle aus Kernkraftwerken sowie aus Medizin und Forschung. Vorübergehend könnten auch hochaktive Abfälle, einschliesslich solcher aus der Wiederaufarbeitung ausgedienter Brennelemente im Ausland, dort zwischengelagert werden. Der Technologiepark wird ein Forschungszentrum für Stilllegung, Entsorgung radioaktiver Abfälle und nachhaltige Entwicklung umfassen.

Die am 5. Januar 2021 veröffentlichte Liste enthält potenzielle Standorte im Nordwesten, in Mittelitalien, im Süden sowie auf den Inseln Sizilien und Sardinien. Zehn Standorte wurden als A1 identifiziert, was bedeutet, dass sie am vielversprechendsten sind. Zwei dieser Standorte befinden sich in der Nähe von Turin im Piemont im Nordwesten Italiens, fünf in der Nähe von Alessandria, ebenfalls im Piemont, und drei in der Provinz Viterbo nördlich von Rom in Mittelitalien. Laut Sogin stehen Gebiete auf der Liste, deren Merkmale den von der Aufsichtsbehörde Ispettorato nazionale per la sicurezza nucleare e la radioprotezione (ISIN) und der Internationalen Atomenergie-Organisation (IAEO) festgelegten Standortkriterien entsprechen.

Bereits 2003 hatte die italienische Regierung ein Dekret verabschiedet, das den Bau eines Lagers für alle Abfallkategorien in Scanzano Jonico in Süditalien ermöglichen sollte. Der Widerstand der Öffentlichkeit und der lokalen Gemeinschaften führte jedoch dazu, dass die Pläne annulliert wurden.

Italien gehörte zu den Pionieren der Kernenergie und verfügte über vier kommerzielle Kernkraftwerke – Caorso, Enrico Fermi, Garigliano und Latina –, die auf ihrem Höhepunkt 1986–1987 einen Anteil von fast 5% an der Stromerzeugung des Landes ausmachten. Die beiden jüngeren Kernkraftwerke, Caorso und Enrico Fermi, wurden im Juli 1990 nach einem Referendum endgültig stillgelegt.

Quelle

M.A. nach NucNet, 5. Januar 2021, sowie Sogin und italienischem Umweltministerium, Medienmitteilungen, 5. Januar 2021

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