Italien: Newcleo und Enea kooperieren bei Reaktoren der Generation IV

Das in Grossbritannien ansässige Start-up Newcleo und die italienische Agenzia nazionale per le nuove tecnologie, l’energia e lo sviluppo economico sostenibile (Enea) haben Mitte März 2022 eine Kooperationsvereinbarung über die Entwicklung eines kleinen, bleigekühlten Schnellen Rektors abgeschlossen. Ziel der Vereinbarung ist der Bau des Reaktors ausserhalb Italiens.

12. Apr. 2022
Forschungszentrum der Enea in Brasimone
Das Enea-Forschungszentrum im italienischen Brasimone soll für Testläufe, Trainings und Sicherheitsanalysen bei der Entwicklung des bleigekühlten Schnellen Reaktors dienen. Der Reaktor selbst muss aber ausserhalb Italiens gebaut werden.
Quelle: Enea

Newcleo ist ein in London ansässiges und in der Nukleartechnologie tätiges Start-up. Es wurde im September 2021 gegründet und betreibt im italienischen Turin bereits ein Forschungszentrum mit 60 Mitarbeitenden. Mitte Mai 2022 unterzeichnete Newcleo mit Enea – einer von der italienischen Regierung geförderten Forschungs- und Entwicklungsagentur – eine Kooperationsvereinbarung über die Entwicklung sicherer und innovativer Nuklearsysteme der Generation IV.

«Ziel der Rahmenvereinbarung ist die sichere, zuverlässige und nachhaltige Energieerzeugung durch innovative kleine Nuklearsysteme, die ausserhalb Italiens eingesetzt werden sollen», lassen beide Unternehmen verlauten. In Italien sind zivile Tätigkeiten im Nuklearbereich verboten, d.h. es dürfen dort keine Kernreaktoren gebaut werden. «Wir beabsichtigen, innerhalb von sieben Jahren den ersten nuklearen Prototyp in einem kernkraftfreundlichen Land zu bauen und anschliessend international zu vermarkten, um die derzeitigen Reaktoren der zweiten und dritten Generation schrittweise zu ersetzen», schreibt Newcleo.

Bleigekühlte Schnelle Reaktoren und beschleunigergetriebene Systeme
Gemäss Mitteilung ist insbesondere die Entwicklung fortgeschrittener Nuklearsysteme mit geringen Abmessungen (Advanced Modular Reactors) vorgesehen, die mit Blei statt mit Wasser gekühlt werden. Dies mache sie wesentlich einfacher und zuverlässiger. Der Kooperationspartner Enea verfügt über jahrzehntelange Erfahrungen mit Flüssigmetall-gekühlten nuklearen Systemen. Geplant ist zuerst der Bau eines elektrisch-beheizten Prototyps des bleigekühlten Schnellen Reaktors (LFR), der ohne radioaktives Material oder Kernbrennstoff auskommt und die Untersuchung der thermodynamischen, mechanischen und funktionellen Leistungsmerkmale ermöglicht.

Die gemeinsamen Aktivitäten von Newcleo und Enea betreffen laut Mitteilung auch die Konzeption eines beschleunigergetriebenen Systems (ADS), das inhärente Sicherheit bietet. Newcleo wolle mit dem Gesamtsystem – bei dem ein Teilchenbeschleuniger mit einem unterkritischen Thoriumreaktor gekoppelt wird – langlebige radioaktive Abfälle der bestehenden Kernreaktoren verbrennen und so deren Menge drastisch reduzieren. Diesen Ansatz verfolgt auch das Schweizer Start-up Transmutex, das mit Enea zusammenarbeitet.

Bestehendes Enea-Forschungszentrum in Brasimone nutzen
Testläufe, Trainings und Sicherheitsanalysen wollen Newcleo und Enea im bestehenden Nuklearforschungsentrum in Brasimone (liegt zwischen Bologna und Florenz) durchführen. Die Infrastruktur dort solle genutzt und modernisiert werden und es sei vorgesehen, auch neue Ingenieure einzustellen, so die beiden Unternehmen.

«Enea hat ein weltweit einzigartiges Know-how auf dem Gebiet des flüssigen Bleis angesammelt. Durch die Zusammenarbeit mit den Enea-Forschern und die Investition in die Einrichtungen des Brasimone-Zentrums werden wir nicht nur wichtige Schritte für die Verwirklichung unseres Projekts unternehmen, sondern auch zur Förderung der Forschung in Italien beitragen», lässt Stefano Buono, CEO von Newcleo, verlauten, der sich auf die bereits begonnene Zusammenarbeit mit Enea freut.

Quelle

B.G. nach Newcleo und Enea, Medienmitteilungen, 16./17. März 2022

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