Iter: Aufruf an die Schweizer Industrie

Der Bau des Internationalen Thermonuklearen Experimentalreaktors (Iter) in Südfrankreich kommt in Schwung: An einer Informationstagung am 30. März 2011 in Bern riefen die Vertreter des Bunds, der EPF Lausanne und der europäischen Iter-Organisation Fusion for Energy (F4E) die Schweizer Industrie auf, Angebote einzureichen.

6. Apr. 2011

Auf dem Bauplatz in Cadarache in der Nähe von Aix-en-Provence wird gegenwärtig die Baugrube für den Fusionsreaktor ausgehoben, und die ersten Gebäude befinden sich im Bau. Gemäss dem aktuellen Zeitplan könnten die ersten Experimente ab dem Jahr 2020 stattfinden. Iter ist ein Projekt der angewandten Forschung, um die Machbarkeit von Fusionskraftwerken aus wissenschaftlich-technischer Sicht nachzuweisen. Als nächster Schritt, ab 2030, sind Demonstrationsanlagen vorgesehen, bei denen die Frage nach der Wirtschaftlichkeit im Zentrum stehen wird.

Iter ist ein weltweites Grossprojekt, das die öffentliche Hand finanziert und Privatunternehmen bauen. 2010 wurden die Baukosten auf rund EUR 15 Mrd. (CHF 20 Mrd.) geschätzt. Finanziert wird Iter zu vier Elfteln von Europa (EU einschliesslich der Schweiz über Euratom), zu zwei Elfteln von Japan, und zu je einem Elftel von China, Indien, Südkorea, Russland sowie den USA. Knapp 90% der Aufträge für Ausrüstungsteile vergeben gemäss diesem Schlüssel die Partnerländer an ihre Industrien. Dabei werden bestimmte Komponenten parallel in mehreren Ländern gefertigt, um den Know-how-Transfer an die Partner sicherzustellen.

Grosse Auftragssummen für europäische Industrie

Nach den Angaben von Philippe Correa von der europäischen Agentur F4E in Barcelona – die für die Umsetzung des europäischen Teils des Iter-Projekts zuständig ist – sollen jährlich im Mittel Aufträge von rund EUR 400 Mio. (CHF 526 Mio.) an die Industrie in der EU und der Schweiz vergeben werden. Im kommenden Jahr könnte die Summe möglicherweise sogar deutlich höher sein.

An der Informationstagung in Bern wies Correa darauf hin, dass die EU und die Schweiz bei fast allen Lieferpaketen dabei sind. Im Prinzip werden die Aufträge im Rahmen des europäischen Lieferanteils an Iter nur an europäische Unternehmen vergeben, wobei die Regel des «best value for money» gelte. Es komme also nicht unbedingt der billigste Anbieter zum Zuge.

Auch Aufträge an KMU

Correa betonte vor den fast hundert in Bern anwesenden Firmenvertretern, dass sich auch KMU melden sollen, damit sie als potenzielle Unterlieferanten vermittelt werden können. Andreas Werthmüller vom Staatssekretariat für Bildung und Forschung (SBF) nannte denn auch als Ziel der Tagung die Kontaktaufnahme von Schweizer Unternehmen mit den Vertretern der F4E.

Näher vorgestellt an der Informationstagung wurden Lieferpakete aus den Bereichen Robotik/Manipulatoren (Remote Handling), Instrumentierung/Leittechnik und Diagnosesysteme. Dabei wiesen die F4E-Vertrerer immer wieder darauf hin, dass das für Iter aufzubauende innovative Know-how oft auch in anderen Geschäftsfeldern Anwendung finden könne. Damit verbessere sich die Wettbewerbsfähigkeit der beteiligten Unternehmen.

Kontaktpunkt für Unternehmen sind die nationalen Industry Liaison Officers (ILO). In der Schweiz ist das Jean-René Leidner vom Centre de Recherches en Physique des Plasmas an der EPF Lausanne (jean-rene.leidner@epfl.ch; Tel. 021 693 34 08).

Quelle

M.S.

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