Kalifornische Stromversorgungsprobleme – Lehren für die Schweiz?
Die kalifornische Elektrizitätswirtschaft befindet sich nach einer offenbar missglückten Strommarktliberalisierung in einer misslichen Lage. Im Vorfeld der zu erwartenden Referendumsabstimmung zum schweizerischen Elektrizitätsmarktgesetz (EMG) haben so markante Probleme unweigerlich ihre Auswirkung auf die energiepolitische Diskussion in der Schweiz.
Dies hat auch der Verband Schweizerischer Elektrizitätsunternehmen (VSE) erkannt und ihn zur Stellungnahme bewegt. Der VSE hält fest, dass die technischen und rechtlichen Voraussetzungen in Kalifornien mit den schweizerischen Verhältnissen nicht vergleichbar seien. Zum einen sei die Schweiz in ein europäisches Netz eingebunden, das noch einige Jahre Produktionsüberkapazitäten aufweisen werde. Zum andern seien mit Kalifornien vergleichbare staatliche Eingriffe in Handel und Preisbildung weder in den EU-Richtlinien noch in der Schweiz vorgesehen. Das EMG trenne die Bereiche Produktion und Handel klar. Das Netz stehe als Marktplatz allen mit nicht diskriminierenden Bedingungen zur Verfügung.
Heisst das nun, dass die Schweiz und Europa aus den kalifornischen Problemen nichts zu lernen haben? Mag die VSE-Beurteilung kurz- und mittelfristig durchaus zutreffen, langfristig bleibt die Frage offen. Denn eines zeigt Kalifornien deutlich: Verpasste Chancen in der langfristigen Elektrizitätsversorgungsplanung lassen sich nicht schnell korrigieren und schaden der Volkswirtschaft.
Noch im Herbst 1994 hatte der ehemalige VSE-Präsident Kurt Küffer mit Nachdruck auf sich abzeichnende grosse Stromversorgungslücken in der Schweiz hingewiesen. Dies ab dem Zeitpunkt, wo gestaffelt grosse nukleare Erzeugungskapazitäten am Ende ihrer technisch-wirtschaftlichen Lebensdauer vom Netz genommen werden müssen. Vielleicht haben seit Küffers Prognose die Strommarktverhältnisse einerseits und lebensdauererhaltende Massnahmen für unsere KKW andererseits den zeitlichen Horizont etwas hinausgeschoben, an der eigentlichen Problematik hat sich aber nichts geändert, und bis jetzt hat noch niemand die Frage beantwortet, wie in den Jahren 2020 und später eine adäquate Stromversorgung auszusehen hat.
Vielleicht lehrt uns Kalifornien doch etwas, nämlich längerfristigen Elektrizitätsversorgungsaspekten wieder das nötige Gewicht zu geben. Dazu Nils Andersson, zuständig für Produktion beim schwedischen Elektrizitätsunternehmen Vattenfall, am Energy Round Table am 12. Februar 2001 in Brüssel: ?... mit genügend nuklearer Erzeugungskapazität hätten die Stromversorgungsprobleme in Kalifornien vermieden werden können.?
Quelle
H.K.