Kanada erhält unabhängige Körperschaft für Entsorgung
Neun Monate nach der Veröffentlichung des Seaborn-Berichts, eines in acht Jahren von Experten im Auftrag der kanadischen Bundesregierung erarbeiteten Gutachtens über die nukleare Entsorgung, hat Ottawa entschieden, diese künftig einer neu zu schaffenden Spent Fuel Management Agency zu übertragen.
Diese Körperschaft soll in den kommenden zwölf Monaten gegründet und von den Besitzern des bestrahlten Kernbrennstoffs - den Kernkraftwerksbetreibern und der Atomic Energy of Canada Ltd. (AECL) - finanziert werden, aber unabhängig, völlig transparent und unter direkter Aufsicht der Bundesregierung arbeiten. Die Regierung kommt damit einer zentralen Empfehlung des Seaborn-Berichts nach. Sie folgt jedoch nicht der weiteren Empfehlung, bis zum Vorliegen eines umfassenden Entsorgungskonzepts in etwa drei Jahren die laufenden Arbeiten über die geologische Tieflagerung auszusetzen. Im Gegenteil spricht sich die Regierung für die Weiterführung dieser Arbeiten bei Lac du Bonnet in Manitoba aus. Parallel dazu will sie zusätzlich die Erforschung anderer Optionen fördern.
Der Seaborn-Bericht hatte das geologische Tieflagerkonzept der AECL wissenschaftlich und technisch günstig beurteilt, äusserte jedoch Bedenken bezüglich der gesellschaftlichen Gesichtspunkte und stellte fest, die Öffentlichkeit habe nicht ausreichend Vertrauen in die vorgeschlagene Lösung. Die Regierung glaubt, mit der Schaffung einer unabhängigen Körperschaft zur Vertrauensbildung beizutragen.
Quelle
P.B. nach NucNet, 16. März und 4. Dezember 1998