Kanadische Provinz Alberta soll erstes KKW erhalten

Die private kanadische Energy Alberta Corp. hat bei der Canadian Nuclear Safety Commission (CNSC) das Gesuch zur Standortvorbereitung für den Bau eines neuen Kernkraftwerks bei Peace River im Nordwesten der Provinz Alberta eingereicht. Es ist das erste Bewilligungsgesuch für den Bau eines Kernkraftwerks in Alberta und seit 25 Jahren das erste für ein neues Kernkraftwerk in Kanada.

26. Aug. 2007

Die Energy Alberta möchte an diesem Standort in Partnerschaft mit der Atomic Energy of Canada Ltd. (AECL) bis zu vier Kernkraftwerksblöcke mit fortgeschrittenen Candu-Schwerwasserreaktoren bauen. In einer ersten Phase will das Unternehmen eine Doppeleinheit mit zwei ACR-1000-Blöcken und einer elektrischen Nettoleistung von 2200 MW errichten, die 2017 in Betrieb gehen soll. Der Bau einer zweiten solchen Doppeleinheit ist für später vorgesehen.

Energie für Grundstoffindustrie

Der vorgeschlagene Standort liegt auf einem privaten Grundstück in der Nähe eines grossen Sees bei der Ortschaft Lac Cardinal. Die nächste Stadt mit 6400 Einwohnern ist Peace River 30 km östlich von Lac Cardinal. Bis zur Provinzhauptstadt Edmonton sind es gut 400 km in südsüdöstlicher Richtung. Die Bevölkerungsdichte in der Region ist auch für kanadische Verhältnisse gering, doch gilt Peace River als Zentrum für die energieintensive Nutzung der natürlichen Ressourcen Holz und Ölsand. So betreibt die Daishowa-Marubeni dort seit 1990 eine Zellstofffabrik und die Shell gewinnt seit fast 30 Jahren mit In-situ-Technik Bitumen aus einem 1950 entdeckten Ölsandvorkommen, das auf 2,5 Mrd. Barrel Bitumen geschätzt wird.

Hinter der 2005 gegründeten Energy Alberta mit Sitz in Calgary stehen kanadische Geschäftsleute mit einem Hintergrund in der nordamerikanischen Ölindustrie. Als Zweck des Unternehmens nennen sie die Versorgung Albertas und besonders der Ölindustrie mit sicherer, zuverlässiger, konkurrenzfähiger und emissionsarmer elektrischer Energie durch den Einsatz fortgeschrittener Kerntechnik. Im Geschäftsplan verweist die Energy Alberta auf die nachgewiesenen Reserven von 600 Mrd. Barrel Bitumen in Ölsand und -schiefer allein in der Provinz Alberta. Der Einsatz von Kernenergie beim Abbau und der Hydrierung des Bitumens würde einen massiven Anstieg der CO2-Emissionen vermeiden und die Kosten stabil halten. Dafür und auch zur Deckung des nichtindustriellen Strombedarfs brauche die Provinz in absehbarer Zeit bis zu 14'000 MW nukleare Stromerzeugungskapazität.

Einheimische Kerntechnik

Der im Rahmen einer exklusiven Partnerschaft mit der AECL vorgeschlagene ACR-1000 ist ein System der dritten Generation. Die elektrische Bruttoleistung beträgt 1200 MW. Vier Fünftel der technischen Spezifikationen seien laut AECL bei der Entwicklung des ACR-1000 vom bewährten Vorgängermodell Candu-6 übernommen worden. Eine Referenzanlage gibt es noch nicht, doch durchläuft das System zusammen mit drei anderen der dritten Generation in Grossbritannien gegenwärtig ein Vorlizenzierungsverfahren.

An der Pressekonferenz im Anschluss an die Bekanntgabe der Gesuchseinreichung bei der CNSC betonte Wayne Henuset, Präsident und Delegierter der Energy Alberta, dies sei bloss der erste Schritt in einem langen Bewilligungsprozess, der mit aktiver Mitwirkung der Öffentlichkeit ablaufen werde. Die Projektanten hofften dennoch, mit dem Bau 2012 beginnen zu können. Die Gesamtinvestitionen wurden auf CAD 6,2 Mrd. (CHF 7,0 Mrd.) beziffert. 70% der Energieproduktion würde ein einzelner Vertragspartner abnehmen, dessen Name indessen nicht genannt wurde.

Quelle

P.B. nach AECL, Pressemitteilung, 27. August, und Energy Alberta, Pressemitteilung, 27. August, sowie Pressekonferenz, 28. August 2007

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