Kepco führt Gespräche mit britischen Behörden über KKW-Bau in Wylfa

Mehrere Tageszeitungen in Grossbritannien berichten darüber, dass der südkoreanische Nuklearkonzern Korea Electric Power Corporation (Kepco) erste Gespräche mit der Regierung Grossbritanniens geführt hat. Dabei geht es um den Bau eines leistungsstarken Kernkraftwerks am Standort Wylfa auf der Insel Anglesey im Norden von Wales.

15. Mai 2024
Der Nuklearstandort Wylfa auf der Insel Anglesey
Der Nuklearstandort Wylfa beherbergte zwei inzwischen stillgelegte Magnox-Reaktoren. Nachdem die britische Behörde Great British Nuklear (GBN) den Standort dieses Jahr gekauft hat, könnten dort kleine, modulare Reaktoren oder leistungsstarke Reaktoren gebaut werden.
Quelle: MrCranky83 CC BY-SA 4.0 DEED via Wikimedia Commons

Die Pläne der britischen Regierung sehen vor, bis 2050 die Kernenergie auf 24 GW auszubauen – mit leistungsstarken Reaktoren und kleinen, modularen Reaktoren (SMRs). Die nun bekannt gewordenen Gespräche zwischen Kepco und der britischen Regierung über einen Kernkraftwerksneubau in Wylfa stehen zwar noch am Anfang, aber könnten den britischen Atomplänen neuen Auftrieb geben. Der Energieminister Andrew Bowie soll sich diese Woche mit Vertretern von Kepco treffen. Offizielle Aussagen zu den Gesprächen mit Kepco gibt es weder von der britischen Regierung noch dem südkoreanischen Unternehmen. Mehrere Vertreter der britischen Regierung äusserten sich aber dahingehend, dass Investitionen in britische Nuklearprojekte hochwillkommen seien.

Wylfa ist bereits Nuklearstandort
In Wylfa auf der Insel Anglesey wurden zwei inzwischen stillgelegte Magnox-Reaktoren betrieben. Die japanische Hitachi Ltd. hatte Pläne zum Bau von zwei fortgeschrittenen Siedewasserreaktorblöcken vom Typ Advanced Boiling Water Reactor (ABWR). Hitachi gab jedoch im Januar 2019 bekannt, dass sie diese Pläne auf Eis gelegt habe und brach das Projekt schliesslich im September 2020 endgültig ab. Hitachi habe sich mit der britischen Regierung nicht über ein Finanzierungsmodell einigen können und wegen der Coronavirus-Krise sei das Investitionsumfeld zunehmend schwieriger geworden.

Im Mai 2023 hatte das amerikanische Bauunternehmen Bechtel bekannt gegeben, dass das Unternehmen verschiedene Optionen geprüft habe, darunter auch die Zusammenarbeit mit Westinghouse, um einen Plan für den Bau von AP1000-Reaktoren in Wylfa zu entwickeln. Dabei wolle man die Erfahrungen aus den Blöcken 3 und 4 des amerikanischen Kraftwerks Vogtle in Georgia nutzen.

Am 7. März 2024 teilte die Behörde Great Bristish Nuclear (GBN) mit, sie habe von Hitachi zwei Landstücke für die Entwicklung neuer Nuklearanlagen gekauft, welche Hitachi schon gut vorbereitet habe. Die Grundstücke sind Wylfa in Ynys Môn/Anglesey und Oldbury-on-Severn in Gloucestershire. Anlässlich dieses «historischen Tags für Grossbritannien» verkündete Claire Coutinho, die britische Staatssekretärin für Energiesicherheit und Netto-Null: «Wir machen bereits Fortschritte bei der Wiederbelebung der Kernenergie, indem wir zwei Standorte mit grossem Potenzial für neue Projekte sichern und den grössten Ausbau der Kernenergie seit 70 Jahren ermöglichen.»

Damit ein Projekt für grosse Kernreaktoren zusammen mit Kepco – das bereits erfolgreich auch in Barakah Reaktoren gebaut hat – entwickelt werden könnte, müsse sich laut Medienberichten GBN nun möglichst bald entscheiden: Denn der Standort Wylfa eigne sich sowohl für mehrere SMRs oder aber für grosse Leistungsreaktoren.

Quelle

B.G. nach diversen Medienberichten wie Financial Times, 12. Mai 2024; Bechtel, Medienmitteilung, 9. Mai 2023; GBN und DESNZ, Medienmitteilung, 7. März 2024

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