Kernenergie nur durch Kohle und Gas ersetzbar

Hans-Dieter Harig, Vorstandsvorsitzender des neuen deutschen Energiegiganten E.ON Energie AG, äusserte sich in einem Interview der Zeitschrift "Stromthemen" zur Vereinbarung zwischen Energiewirtschaft und Bundesregierung über den Weiterbetrieb der deutschen Kernkraftwerke.

31. Juli 2000

Auf die Frage "Welche Auswirkungen hat der jüngst erreichte Konsens im Bereich Kernenergie auf die Wettbewerbsfähigkeit von E.ON Energie?" antwortete er: "Wenn die Vereinbarung mit der Bundesregierung umgesetzt und eingehalten wird, bedeutet dies, dass wir für weitere 20 Jahre unsere kostengünstigen Kernkraftwerke betreiben können. Momentan liegt der Anteil der Kernenergie an unserer Stromproduktion bei rund 50 Prozent. Daraus wird deutlich, wie wichtig für uns klare Rahmenbedingungen - und das heisst Planungssicherheit - sind. Letztere liess sich unter gegenwärtigen Umständen ohne die Vereinbarung mit der Politik leider nicht erreichen. Als Staatsbürger bin ich gegen einen politischen Ausstieg aus der Kerntechnik. Ich halte ihn für einen Fehler, den spätere Generationen möglicherweise korrigieren müssen. Als Unternehmer muss ich mich mit den Rahmenbedingungen arrangieren, unter denen wir handeln, entscheiden und leben müssen."
Auf die Frage "Wie könnte ein künftiger Energiemix nach Deutschlands Ausstieg aus der Kernenergie Ihrer Meinung nach aussehen?" erklärte Harig: "Aus heutiger Sicht kann das gute Drittel Strom aus Kernenergie in Deutschland wirtschaftlich nur durch Strom aus Kohle und Erdgas ersetzt werden. Für Erdgas ergeben sich möglicherweise interessante neue Einsatzfelder durch die Entwicklung von Brennstoffzellen. Wir brauchen einen möglichst umfassenden Energiemix, zu dem selbstverständlich auch die Erneuerbaren gehören. Dass hier Fortschritte erzielt werden können, zeigt die Entwicklung neuer Windgeneratoren, deren Erzeugungskosten pro kWh sich in den letzten fünf Jahren halbiert haben. Dennoch darf die Rolle der Erneuerbaren an der gesamten Stromversorgung Deutschlands nicht überschätzt werden. Physisch bleibt ihr Anteil gering, und wir sollten uns immer wieder ins Gedächtnis rufen, dass sie total und dauerhaft subventioniert werden. Eine Windkraft-kWh wird um mindestens 50 Prozent höher subventioniert als Strom aus deutscher Steinkohle. Das aber steht im Gegensatz zu einem echten europäischen Wettbewerb. Wir haben bald keinen Grund mehr, andere Länder wegen ihrer eingeschränkten Liberalisierung zu tadeln. Wenn die bereits beschlossenen und noch geplanten Gesetze des Bundes über erneuerbare Energien und Kraft-Wärme-Kopplung Realität werden, sind in Kürze 40 Prozent aller deutschen kWh wieder reguliert und subventioniert."

Quelle

M.S. nach "Stromthemen", August 2000

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