Kernkraftwerk Biblis-A: Ansaugbereich von Notkühlpumpen zu klein

Im Kernkraftwerk Biblis-A wurde am 17. April 2003, während einer geplanten Abschaltung, die am 11. April 2003 begonnen hatte, entdeckt, dass die Gitter im Ansaugbereich der Notnachkühlpumpen im Reaktorsumpf nicht den erforderlichen Ansaugquerschnitt aufweisen.

22. Apr. 2003

Die Betreiberin, die RWE Power AG, meldete, dass die Gitter kleiner sind als 5,9 m2 - die nach Berechnung benötigte Fläche, um Verstopfungen zu verhindern. Nach Meldung an das für die Aufsicht zuständige Hessische Ministerium für Umwelt, ländlichen Raum und Verbraucherschutz (MULV) verfügte dieses am 18. April, der Stillstand des Kernkraftwerkblockes sei bis zur näheren Abklärung des Befundes zu verlängern.
Klaus Petersen, Vize-Präsident der RWE Power, gab bekannt, die Betreiberin habe die zuständige Behörde um die Erlaubnis zur Durchführung einer teilsystembezogenen Nachrüstung gefragt. Sie beinhalte den Einbau eines dreidimensionalen Gitters im Ansaugbereich der Notkühlpumpen im Reaktorsumpf, was deren Ansaugquerschnitt auf 10 m2 vergrössere. Gleichzeitig werden neue Berechnungen zur Grosse der benötigten Fläche durchgeführt, um einem Verstopfen vorzubeugen.
Dieses Problem ist nicht neu: Nachdem am 28. Juli 1992 im schwedischen Kernkraftwerk Barsebäck durch ein fehlerhaft geöffnetes Abblasventil im Containment Isolationsmaterial von Leitungen weggerissen worden war, kam es zu einer rascheren als bisher angenommenen Verstopfung an den Saugsieben der Notkühlpumpen im Reaktorsumpf. Fünf schwedische Anlagen wurden in der Folgen vorübergehend abgeschaltet, um die nötigen Verbesserungen (namentlich Einbau grösserer Siebe) vorzunehmen (Bulletin 16/1992).
Die schweizerischen Behörden kamen nach einem Vergleich unserer Kernkraftwerke mit den betroffenen schwedischen Einheiten zum Schluss, angesichts der bestehenden Unterschiede in der Auslegung (andere Lage der Abblasventile, Flutungsmöglichkeiten des Reaktors, Steuerung des Containment-Sprühsystems) seien keine Sofortmassnahmen nötig. Als mittelfristige Lehre aus dem Störfall wurden jedoch 1993 in den schweizerischen Siedewassereinheiten grössere Saugkörbe für die Kernnotkühl- und Nachwärmeabfuhrsyteme nachgerüstet (Bulletin 15/1993). Ferner wurden die externen Einspeismöglichkeiten in den Reaktor verbessert. Keine Anlagenänderungen waren bei den schweizerischen Druckwassereinheiten nötig, wie eine vertiefte anlagenspezifische Untersuchung 1993 ergab.

Quelle

D.S. nach Pressemitteilung des Hessischen Ministeriums MULV vom 18. April 2003 und NucNet vom 23. April 2003

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