Kernkraftwerke in Frankreich: Nuklearaufsichtsbehörde gibt der EDF grünes Licht für Kontrollstrategie

Die französische Autorité de sûreté nucléaire (ASN) hat sich am 26. Juli 2022 zu der von Electricité de France (EDF) vorgeschlagenen Kontrollstrategie bezüglich des Phänomens der Spannungsrisskorrosion geäussert. Sie sei der Ansicht, dass die Strategie von EDF angesichts der erworbenen Kenntnisse über das Phänomen und der damit verbundenen Sicherheitsfrage angemessen sei.

29. Juli 2022
Kernkraftwerk Civaux
In Block-1 der Kernkraftwerks, das bei der Stadt Civaux liegt, wurden Ende 2021 Korrosionsphänomene entdeckt.
Quelle: Jährlicher Informationsbericht 2019 zu Civaux / EDF

Seit der Entdeckung von Spannungsrisskorrosion Ende 2021 habe die EDF zahlreiche Arbeiten durchgeführt, um das Verständnis des Phänomens zu vertiefen und die betroffenen Bereiche zu identifizieren, gab die ASN bekannt. Fast 70 Laborversuche seien an Metallteilen mit Schweissnähten aus acht Reaktoren durchgeführt worden. «Sie ermöglichten es, die Geometrie der Rohre und die thermomechanischen Belastungen, denen sie unterworfen sind, als Hauptfaktoren zu identifizieren, die das Auftreten von Spannungsrisskorrosion beeinflussen können», so die ASN. Auch habe die EDF mit den Versuchen ihre Kontrollstrategie für alle Reaktoren untermauern können. Deshalb sei die ANS der Ansicht, «dass die Strategie von EDF angesichts der Kenntnisse über das Phänomen und der damit verbundenen Sicherheitsfrage angemessen ist».

Am anfälligsten für das Phänomen sind laut EDF-Untersuchungen die Schweissnähte bei den Rohrleitungen des Sicherheits-Einspeisesystems und des Nachkühlsystems. «Es sind aber nicht alle Reaktortypen gleichermassen anfällig: «Die Reaktoren des Typs P4 [1300-MW-Reaktoren des Typs P4] und 900-MW-Reaktoren scheinen wenig oder sehr wenig anfällig für das Phänomen zu sein», so die ASN. Die Entdeckung der Spannungsrisskorrosion habe dazu geführt, «dass ein Grossteil der französischen Kernkraftwerke überprüft werden muss. Bisher wurden 12 Reaktoren für weitere Untersuchungen oder Reparaturen abgeschaltet», schrieb das Newsportal World Nuclear News (WNN).

Gemäss ASN plant die EDF, alle Reaktoren bis 2025 zu inspizieren, muss aber die für 2024 geplante Inspektion des Blocks-2 von Belleville vorziehen. «Die Reaktoren werden mit einem neuen, zerstörungsfreien Ultraschallprüfverfahren kontrolliert», erklärt die ASN und gibt sich zuversichtlich: «Die von EDF nach sechsmonatiger Entwicklungszeit erzielten Ergebnisse sind ermutigend und sollen die Anwendung dieser neuen Prüfmethode in der zweiten Jahreshälfte 2022 ermöglichen.» Wenn die Kontrollen und Untersuchungen neue Sachverhalte aufzeigen würden, müsse das Kontrollprogramm angepasst werden, so die ASN.

Quelle

B.G. nach ASN, Medienmitteilung, 26. Juli 2022 und nach WNN, 27. Juli 2022

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