Medienkonferenz und Seminar zur Studie "Nachhaltige Entwicklung und Energie" stiessen auf grosses Interesse

Am Freitag, 5. Mai 2000, präsentierte die Schweizerische Gesellschaft der Kernfachleute SGK in Bern zuerst anlässlich einer Medienkonferenz, anschliessend in Form eines Seminars die von ihr in Auftrag gegebene neue Studie "Nachhaltige Entwicklung und Energie".

4. Mai 2000

Fast 20 Medienvertreter nahmen an der Orientierung am Vormittag teil, am Seminar am Nachmittag interessierten sich rund 90 Personen für die Ergebnisse der Studie. Unter dem Titel "Energieträger auf dem Prüfstand der nachhaltigen Entwicklung: Untersuchung von ETH-Professoren und -Forschern" veröffentlichte die SGK dazu folgende Pressemitteilung:
"'Um es klarzustellen: Der Einsatz von Energie ist nötig. Sie ist ein Überlebensfaktor für den Menschen, sie ist eine Voraussetzung für erträgliche Lebensbedingungen und sie wird zum Erhalt der ökologischen Gleichgewichte gebraucht. Doch es gilt auch: Ein unüberlegter Rückgriff auf die herkömmlichen Quellen kann zu einer raschen Erschöpfung der Vorräte und zu einem Anstieg der Treibhausgase in der Atmosphäre führen, dies mit unabsehbaren Folgen für die künftigen Lebensbedingungen des Menschen und seine natürliche Umwelt.' So lautet eine der Schlussfolgerungen in der am Freitag von der Schweizerischen Gesellschaft der Kernfachleute präsentierten Studie 'Nachhaltige Entwicklung und Energie'. Die Studie wurde im Auftrag der SGK von vier Fachleuten der Eidgenössischen Technischen Hochschulen in Zürich und Lausanne sowie vom Paul Scherrer Institut PSI erarbeitet.
Die Studie sagt weiter: 'Eine nachhaltige Entwicklung des Energiesektors führt jedenfalls über einen rationelleren Verbrauch der Primärressourcen und einen vermehrten Rückgriff auf Ersatzmittel für fossile Energieträger: Wasserkraft, Kernenergie und erneuerbare Energien, besonders Sonnenenergie und Biomasse'.
Der Bericht mit dem Untertitel 'Antworten zu 10 Schlüsselfragen' beleuchtet Chancen und Risiken der Thematik nachhaltige Entwicklung und Energie aus der Sicht von vier ausgewiesenen Fachleuten, die versucht haben, das Schwergewicht auf eine Analyse zu legen und Vorurteile zu vermeiden. Die Autoren sind Prof. Dr. Wolfgang Kröger (ETHZ/PSI), Prof. Dr. Gérard Sarlos (EPFL), Dr. Pierre-André Haldi (EPFL) und Dr. Stefan Hirschberg (PSI).

Beitrag zur sachlichen Diskussion
Mit der am Freitag präsentierten Publikation will die Schweizerische Gesellschaft der Kernfachleute einen fachlichen Beitrag zur Diskussion über Nachhaltigkeit und Energie leisten. Es werden sachlich und emotionslos Antworten zu aktuellen Fragen zu diesen Themen in verständlicher Sprache geboten. Dies betont SGK-Präsident Peter Hirt in der Einführung zur Studie, und er führt weiter aus: 'Wie alle seriösen Studien mittlerweile aufzeigen, kann für eine ziemlich lange Übergangsphase auf keinen der heute eingesetzten Energieträger verzichtet werden, wenn es darum geht, den Energiehunger der Welt zu stillen. Die Kernenergie hat darin neben Erdgas, Erdöl, 'sauberer' Kohle und Wasser eine entscheidende Rolle zu spielen, bis die neuen erneuerbaren Energien in technologisch reifem Massstab aufkommen.'

Grosse Herausforderung für die Industrieländer
Willi Roos, Präsident der Schweizerischen Akademie der Technischen Wissenschaften SATW (die zusammen mit dem Projekt- und Studienfonds der Elektrizitätswirtschaft PSEL und der Kommission Recherche, Développement et Prospective RDP der Electricité Romande die Studie unterstützt hat), erklärte an der Medienkonferenz, es gehe sicher nicht darum, allen Völkern dieser Erde die Lebensweise der westlichen Industrieländer aufzudrängen, sondern viel mehr ihnen in ihren gewohnten Lebensräumen einen für sie akzeptablen Lebensstandard zu ermöglichen. 'Die grosse Herausforderung wird darin bestehen, den zunehmenden Bedarf an Nahrung, Wasser und insbesondere auch Energie nachhaltig zu sichern, das heisst in einer Art, die auf Grund des jeweiligen Wissenstandes auch für spätere Generationen akzeptabel ist und ihre Existenz nicht in Frage stellt.'

Schlussfolgerungen für den Kernenergiesektor
Die Studie führt, im Kapitel Schlussfolgerungen, unter anderem aus, der weltweite Verzicht auf die Kernenergie als Energieträger liesse den jährlichen Ausstoss an CO2 um ca. 8% steigen, was allen Tendenzen zur Stabilisierung oder gar Reduzierung dieser klimarelevanten Emissionen zuwider liefe. Die Idee, den nuklear erzeugten Stromanteil der Schweiz von durchschnittlich 40% pro Jahr allein durch Einsparungen wettzumachen, sei wohl illusorisch. 'Mit dem Erhalt und dem Ausbau der Kernenergie innerhalb eines Energiemixes liesse sich also tendenziell dem Gebot einer nachhaltigen Entwicklung entsprechen.' Und abschliessend wird ausgeführt: 'Aus dem Gebot der nachhaltigen Entwicklung folgt für die Schweiz also einerseits, den Energie- und Stromverbrauch nach Möglichkeit zu dämpfen, andererseits den heute bestehenden Strommix beizubehalten, d.h. auch die bestehenden Kernkraftwerke in Betrieb zu halten, soweit technisch und wirtschaftlich vertretbar. Die Schweiz wird in den nächsten (spätestens etwa zehn) Jahren entscheiden müssen, ob sie Strom importieren will oder im eigenen Land ein Kernkraftwerk neuer Qualität zulässt. Der Umstieg auf fossile Energieträger stünde mit dem Gebot der Nachhaltigkeit nicht im Einklang.'

Die zehn Schlüsselfragen
Die Studie präsentiert nach den Ausführungen des SGK-Projektverantwortlichen Dr. Jean-François Dupont 'eine Zusammenfassung des gegenwärtigen Stands der Wissenschaft. Diese ermöglicht es sogar dem zeitlich unter Druck stehenden, nicht spezialisierten, aber interessierten Leser, sich seine eigene Meinung zu bilden'. Die zehn von der SGK als Schlüsselfragen evaluierten Themen lauten: 'Energie - Gesellschaft - Umwelt: Welche Beziehungen?'; 'Wie wird eine nachhaltige Entwicklung umschrieben und wie kann man technologische Optionen messen?'; 'Welche Gefahren drohen der Nachhaltigkeit?'; 'Gibt es natürliche Grenzen für das Wachstum?'; 'Welche Ressourcen stehen für die Energieerzeugung zur Verfügung?'; 'Was sind die Vorzüge/Nachteile der heutigen Energieketten vom Standpunkt der Nachhaltigkeit aus gesehen?'; 'Welche Auswirkungen auf die Nachhaltigkeit sind durch voraussichtliche technologische Entwicklungen und strukturelle Änderungen im Stromsektor zu erwarten? (Teil 1: Energiesektor, Teil 2: Stromsektor)'; 'Ist die Energie eine Notwendigkeit oder ein Hindernis für die nachhaltige Entwicklung?'; 'Welche Schlussfolgerungen lassen sich für den Energiesektor ziehen?' und 'Welche Schlussfolgerungen lassen sich für den Kernenergiesektor ziehen?'."

Quelle

H.R. nach SGK-Pressemitteilung vom 5. Mai 2000

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