Nachfrage nach Uran zieht an
Wäre Kernenergie ein Auslaufmodell, so müsste der Preis für den Rohstoff Uran ins Bodenlose fallen. Doch das Gegenteil ist der Fall. Auch nach der spekulativen Blase setzen Analysten auf Uranoxid und Aktien aus der Kernenergiebranche.
Das Pfund Uranoxid kostet am Spotmarkt so viel wie seit 2008 nicht mehr. Den Höchststand erreichte der Rohstoff Mitte 2007, als das Pfund auf bis USD 138 (CHF 133 – beziehungsweise CHF 346 pro kg Uranmetall) stieg. Diese Preisexplosion hing jedoch mit dem Eintritt spekulativer Anleger wie Hedge Funds zusammen. Das Platzen dieser Blase führte dazu, dass der Preis während der Finanzkrise unter USD 45 (CHF 43) sank.
Rohstoffexperten rechnen nun mit einem nachhaltigen Nachfragezuwachs. Da jedoch auch die Produktion ausgeweitet wird, sollte eine neuerliche Preisexplosion vermieden werden können. Für den Nachfragezuwachs nach Uran und Kernenergie generell machen Analysten der Credit Suisse (CS) folgende Faktoren geltend: steigende Stromnachfrage, zunehmende Probleme hinsichtlich der Energiesicherheit, Klimawandel und Luftverschmutzung sowie technologischer Fortschritt und zunehmende Energieeffizienz der Kraftwerke.
Obwohl das Problem des radioaktiven Abfalls weiterhin bestehe, sei die Kernenergie eine saubere Energiequelle, da sie im Vergleich zur kohlebasierten Stromerzeugung etwa 95% geringere CO2-Emissionen aufweise. Man erwartet daher, dass sie zusammen mit erneuerbaren Energien fossile Brennstoffe schrittweise ersetzen wird, um den zukünftigen Strombedarf befriedigen zu können, der insbesondere in den Schwellenmärkten entsteht.
Die Analysten der CS stellen fest: «Alternative Energiequellen wie Wind-, Solarenergie oder Wasserkraft sind hervorragend geeignet, um Spitzenlasten aus Nachfrageschwankungen auszugleichen. Kernkraftwerke erzeugen jedoch sogenannte Grundlastenergie, da sie kontinuierlich arbeiten.» Überdies geht man davon aus, dass die bekannten abbauwürdigen Uranreserven beim heutigen Verbrauch für mehr als 100 Jahre reichen. Derzeit verfügen Australien (Marktanteil 23%), Kasachstan (15%) und Russland (10%) über die grössten abbaubaren Uranressourcen.
Rohstoffanalysten machen für die steigenden Nachfragetrends die geplanten sowie in Bau befindlichen Projekte geltend. Die stärksten Expansionspläne schmieden bekanntlich China und Indien. Die nukleare Stromproduktion soll in Asien bis ins Jahr 2020 um jährlich 13% wachsen. Allein in den vergangenen 18 Monaten hat sich die installierte Leistung in China um rund 19%, in Indien um 11% und in Russland um 6% erhöht.
Der jüngste Trend zu CO2-armem Strom schuf gemäss CS ein erneutes Interesse an Kernenergie. Der Uranabbau braucht jedoch Zeit, um sich anzupassen, woraus eine mittelfristige Deckungslücke entstehen könnte. Allerdings: Seit 2003 holt die Primärversorgung wegen neuer Mineneröffnungen allmählich auf. Neue Minen werden unter anderem in Kanada, Australien, Kasachstan und Namibia eröffnet. 2009 verzeichneten Kasachstan und Kanada die grössten Produktionssteigerungen. Auch im vergangenen Jahr wies Kasachstan die grösste Steigerungsrate auf. Zudem förderte Namibia erheblich mehr Uran als im Vorjahr.
Quelle
Hans Peter Arnold