Nachruf: Eine souveräne Stimme ist verstummt
Mit Prof. Dr. Johannes Th. Locher ist am 6. März 2007 eine profilierte Persönlichkeit gestorben. Der Nuklearmediziner leitete bis zu seiner Pensionierung vor drei Jahren fast 30 Jahre lang das Institut für Nuklearmedizin am Kantonsspital Aarau und gehörte in seinem Spezialgebiet zu den schweizweit anerkannten Kapazitäten.
Sein Wissen und seine Erfahrung mit der Radioaktivität stellte Johannes Th. Locher auch der Energiebranche zur Verfügung, indem er sich im Nuklearforum, im Energieforum Nordwestschweiz und 17 Jahre lang als Präsident des Forums Medizin und Energie (FME) für einen rationalen Umgang mit der Kernenergie einsetzte. Er darf zu den Pionieren einer nachhaltigen Energieperspektive gezählt werden, denn Locher stellte die in seiner Überzeugung kalkulierbaren Risiken der Kernenergie immer in Relation zu anderen, für ihn weit gravierenderen Umweltbelastungen, beispielsweise der CO2-Problematik.
Der Herausforderung Tschernobyl stellte er sich analytisch. Die im Jahr 2003 publizierten Uno-Studien über die medizinischen Strahlenschäden bestätigten seine These, dass die Befürchtungen bezüglich Leukämie, Tumorraten oder Missbildungen in keiner Weise begründet waren. Er wehrte sich gegen Schwarzmalerei, indem er beispielsweise die Schlagzeilen produzierende Mortalitätsrate in der Ukraine nicht als absolute Zahl stehen liess, sondern sie pragmatisch in Relation zur Bevölkerungszahl stellte.
Johannes Th. Locher verstand es ausgezeichnet, komplexe Zusammenhänge einleuchtend zu erklären. Mit seinem Interesse und seinem Wissen war er ein überzeugender Gesprächspartner für Fachleute und für interessierte Laien.
Thomas Gehrig, ehemaliger Geschäftsführer FME 1996-2004