Nagra: drei mögliche Standorte für Tiefenlager geeignet

Untersuchungen der Nagra bestätigen, dass in allen drei potenziellen Standortgebieten Jura Ost, Nördlich Lägern und Zürich Nordost ein sicheres Tiefenlager gebaut werden kann.

6. Nov. 2020

Seit 2019 untersucht die Nagra den geologischen Untergrund in den Regionen Jura Ost, Nördlich Lägern und Zürich Nordost mit Tiefbohrungen. Jetzt liegen erste Ergebnisse aus allen drei Regionen vor. «Die Resultate bestätigen, dass sich in allen drei Gebieten ein sicheres Tiefenlager bauen lässt», erklärt Tim Vietor, Leiter Geologie und Sicherheit von der Nagra-Geschäftsleitung. In allen drei Regionen besteht auch genügend Platz für die Anordnung eines Kombilagers. Dort könnten schwach-, mittel- und hochaktive Abfälle entsorgt werden.

In allen drei Regionen weist der Untergrund laut Nagra die richtigen Eigenschaften auf: Jede Region verfügt über eine mehr als hundert Meter dicke, sehr dichte und ruhig gelagerte Opalinustonschicht. Der Opalinuston ist das Tongestein, in dem das Tiefenlager dereinst gebaut werden soll, und die wichtigste Sicherheitsbarriere, die den radioaktiven Abfall langfristig einschliesst.

Regionale Unterschiede

Es gebe aber auch Unterschiede zwischen den Regionen. So liege die Opalinustonschicht nicht überall gleich tief. Und auch die Gesteinsschichten oberhalb und unterhalb des Opalinustons würden sich unterscheiden, schreibt die Nagra. Diese sogenannten Rahmengesteine könnten einen zusätzlichen Beitrag zum Einschluss der Abfälle leisten.

In der Region Jura Ost wird zurzeit in der Gemeinde Bözberg (AG) an zwei Orten gebohrt. Die erste Bohrung wird in Kürze abgeschlossen, die zweite Bohrung bis Ende des Jahres. Mit diesen zwei Bohrungen dürfte sich das Bild des Untergrunds für die bevorstehende Standortwahl vervollständigen. «Was wir bis jetzt gesehen haben, hat unser bisheriges Bild der Region bestätigt. Der Opalinuston ist in Jura Ost 120 Meter dick und sehr dicht. Aktuell gehen wir davon aus, dass wir in diesem Gebiet keine weitere Bohrung benötigen», so Vietor.

Mit den Bohrungen in Trüllikon (ZH), Marthalen (ZH) und der früheren Bohrung Benken ist auch das Bild des Untergrunds in Zürich Nordost vollständig. Allenfalls will die Nagra in Zürich Nordost noch eine weitere Bohrung durchführen, um Detailfragen zu klären.

Laut Nagra ist die Region Nördlich Lägern bautechnisch besser geeignet als erwartet. «Der Opalinuston ist sehr dicht. Oberhalb des Opalinustons wurde ein Korallenriff durchbohrt, das aber ebenfalls dicht ist», so die Nagra. Die Nagra hatte dieses Gebiet ursprünglich wegen sicherheitstechnischen Nachteilen zurückstellen wollen. Das Eidgenössische Nuklearsicherheitsinspektorat (Ensi) entschied sich jedoch dagegen.

Der Opalinuston liegt in Bülach tiefer als in den anderen Gebieten: in etwa 900 Metern. Positiv zu werten ist aber ein weiteres Resultat aus Bülach: «Wir gingen ursprünglich davon aus, dass diese Tiefe den Bau eines Tiefenlagers mit den vielen Stollen erschweren könnte. Die Untersuchungen haben nun gezeigt, dass der Bau eines Tiefenlagers auch in dieser Tiefe, und damit in diesem Gebiet, machbar ist», so Vietor. Komplett ist das Bild in Nördlich Lägern noch nicht. In der Gemeinde Stadel finden Anfang nächstes Jahr zwei weitere Tiefbohrungen statt.

Zahlreiche Laboranalysen und mindestens zwei Bohrungen stehen ebenfalls noch aus. Die Nagra will nach eigenen Angaben voraussichtlich im Jahr 2022 bekanntgeben, für welchen Standort sie beim Bund das Rahmenbewilligungsgesuch für das Tiefenlager einreichen will. Der Bund führt die Standortwahl.

Quelle

M.A. nach Nagra, Medienmitteilung, 3. November 2020

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