NEA: erster Nuclear Energy Outlook veröffentlicht
Die Kernenergie ist zur Gewährleistung der Versorgungssicherheit besser geeignet als Öl oder Gas, weil der erforderliche Brennstoff – Uran – aus verschiedenen Quellen bezogen werden kann, die wichtigsten Anbieter in politisch stabilen Ländern angesiedelt sind und eine hohe Energiedichte aufweist. Dies ist eine der Kernaussagen des am 16. Oktober 2008 zum ersten Mal veröffentlichten Nuclear Energy Outlook der Kernenergieagentur NEA der OECD.
Laut dem Nuclear Energy Outlook reichen die gesicherten Uranvorkommen aus, um einen Ausbau der weltweiten Kernenergiekapazität bis mindestens 2050 zu ermöglichen (ohne Wiederaufbereitung). Mit den vermuteten Vorkommen, deren Nachweis auf regionalen geologischen Daten beruht, könnte die Uranversorgung für mehrere Hundert Jahre gesichert sein. Dank der hohen Energiedichte von Uran (beim derzeitigen Stand der Technik kann mit 1 t Uran die gleiche Menge Energie erzeugt werden wie mit 10'000-16'000 t Öl) ist der Transport weniger störungsanfällig und grosse Energievorräte lassen sich leichter anlegen als mit fossilen Brennstoffen. Als Ergebnis der laufenden technologischen Entwicklungen werde diese Leistung wahrscheinlich noch verbessert.
Eine grosse globale Herausforderung des 21. Jahrhunderts wird die Deckung des Energiebedarfs bei anhaltendem sozialem und wirtschaftlichem Fortschritt sein, mit gleichzeitiger Bewältigung der damit verbundenen potenziellen ökologischen und gesellschaftspolitischen Probleme, so der Nuclear Energy Outlook. Bis 2050 wird mit einem Anstieg des weltweiten Stromverbrauchs um einen Faktor von etwa 2,5 gerechnet.
Hohes Szenario: 1400 Kernkraftwerke bis 2050
Die NEA hat ein hohes und ein niedriges Szenario für die Entwicklung der nuklearen Stromerzeugung erstellt. Demnach könnte die weltweit installierte elektrische Kernkraftwerksleistung zwischen 2008 und 2050 von 372 GW auf 580-1400 GW anwachsen. Im hohen Szenario steigt der Anteil der Kernenergie an der weltweiten Stromerzeugung von derzeit 16% auf 22% im Jahr 2050. Diese Hochrechnungen decken sich weitgehend mit denen anderer Organisationen. Um diesen Leistungsausbau zu erreichen, müssten zwischen 2030 und 2050 durchschnittlich 23 (niedriges Szenario) bis 54 (hohes Szenario) neue Reaktoren pro Jahr fertiggestellt werden. Sie werden die vom Netz gehenden Kraftwerke ersetzen und die Nuklearstromerzeugung erhöhen. Die Geschichte der Kernenergie zeigt, dass es möglich ist, weltweit neue Kernkraftwerke in einem Ausmass zu bauen, wie es für die Realisierung des hohen Szenario bis 2050 erforderlich wäre, betont die NEA.
Information und Transparenz unabdingbar
Trotz des Potenzials, das die Kernenergie im Hinblick auf die Verringerung globaler ökologischer und sozioökonomischer Bedrohungen besitzt, ist ein grosser Teil der Öffentlichkeit der Ansicht, dass die Risiken der Kernenergie grösser sind als ihre Vorteile, schreibt die NEA. Wenn das Potenzial der Kernenergie in den kommenden Jahrzehnten voll ausgeschöpft werden solle, müssten die Bedenken von Öffentlichkeit und Politik in Bezug auf einige Aspekte dieser Technologie angesprochen werden, insbesondere Sicherheit, Abfallentsorgung und Reaktorstilllegung, physischer Schutz und Nichtverbreitung sowie Kostenstruktur.
Der Nuclear Energy Outlook (ISBN 978-92-64-05410-3) kann unter www.nea.fr bestellt werden.
Quelle
M.A. nach NEA, Nuclear Energy Outlook und Medienmitteilung, 16. Oktober 2008