Netto-Null bis 2050: Kanada muss auf SMR setzen, um das Klimaziel zu erreichen

Kanada will bis 2050 Netto-Null-Treibhausgasemissionen erreichen und muss dazu auch seinen Stromsektor dekarbonisieren. Eine neue Studie warnt davor, beim Umbau zu stark auf die fluktuierende Wind- und Solarenergie zu setzen. Um die Klimaziele zu erreichen und stabile Stromnetze zu haben, müssen gemäss Studie neue kleine, modulare Reaktoren (SMR) berücksichtigt werden.

25. Nov. 2022
Kernkraftwerk Darlington
Kanadas erster kommerzieller SMR könnte beim bestehenden Kernkraftwerk Darlington des Energieversorgers Ontario Power Generation (OPG) in der Provinz Ontario gebaut werden.
Quelle: OPG

Kanada muss auch seinen Stromsektor dekarbonisieren, um das Ziel von Netto-Null-Treibhausgasemissionen bis 2050 zu erreichen. Die Energieregulierungsbehörde Canada Energy Regulator (CER) hat Prognosen für den Stromsektor erstellt, in denen der Schwerpunkt auf dem Ausbau der erneuerbaren Energien (Wasser, Wind, Sonne) liegt und keine zusätzlichen Kernkraftkapazitäten vorgesehen sind. Auf Kohlekraftwerke soll verzichtet und der Anteil an Erdgas halbiert werden – in Kombination mit Kohlenstoffabscheidung und -speicherung. Auf Wind- und Solarenergie entfallen 60% des prognostizierten Anstiegs der Stromerzeugung zwischen 2019 und 2050. Sie sollen gemäss CER-Prognosen 2050 rund 25% zur Stromerzeugung Kanadas beitragen. Die Wasserkraft trägt gegenwärtig und zukünftig rund 50% und die Kernenergie gegenwärtig 15% und zukünftig 12% zur Stromerzeugung bei.

Das C.D. Howe Institute, ein unabhängiger Think Tank und eines der ältesten Forschungsinstitute Kanadas, hat die Prognosen von CER in einer Studie genauer unter die Lupe genommen. Die Ersteller der Studie kommen zum Schluss, dass Kanada sein grosses «Engagement» in Solar- und Windenergie absichern muss, indem es SMR in seinen Strommix aufnimmt. «Die Achillesferse von Wind- und Solarenergie ist die ausreichende und kostengünstige Speicherung von Strom, der nicht mitten am Tag, sondern dann benötigt wird, wenn die Sonne nicht scheint und/oder der Wind nicht weht», halten die Autoren fest. «Mehrere Energieversorgungsunternehmen (vor allem in Kalifornien) hatten mit Systeminstabilitäten zu kämpfen, was auf eine unzureichende Anzahl an immer verfügbaren und planbaren Energiequellen (Wasserkraft, fossile Brennstoffe und Kernenergie) zurückzuführen ist, welche die Nachfrage decken müssen, wenn die Sonne nicht scheint und/oder der Wind nicht weht.»

«Nach dem Abschalten des grössten Teils der Stromerzeugung aus fossilen Brennstoffen und der Realisierung des von CER prognostizierten Ausbaus der Wasserkraft würde der Bau von 47 SMR-Kraftwerken mit einer Leistung von je 300 MW die Abhängigkeit von Wind- und Solarenergie verringern und den Anteil der nicht planbaren Stromerzeugung bei 5% des von CER prognostizierten Portfolios an Stromquellen halten», ist für die Autoren eines der möglichen Szenarien. Die Studie weist auch auf Aussagen des Weltklimarats der Vereinten Nationen (IPCC) hin, dass die Welt bis 2050 zwei- bis fünfmal so viel Nuklearstrom benötigen werde, wenn es keine erheblich verbesserten Speichertechnologien für die fluktuierende Wind- und Solarenergie geben werde. Auch andere Länder wie China, Russland und Frankreich würden massiv in SMR investieren, um ihre Klimaziele zu erreichen, so die Studie.

Quelle

B.G. nach C.D. Howe Institute, Studie «Power When You Need It: The Case for Small Nuclear Reactors», 15. November 2022 sowie NucNet, 21. November 2022

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