Neue Experimente zur Iter-Vorbereitung an der Fusionsanlage JET

Forscher und Forscherinnen des europäischen Programms EUROfusion testen anhand von Helium-Plasmen die Wechselwirkung mit dem Wandmaterial des Joint European Torus (JET). Auch das Swiss Plasma Center (SPC) ist dank einer Übergangslösung daran beteiligt.

18. Okt. 2022
JET-Innenraum mit darübergelegter Plasmaaufnahme
JET-Innenraum mit darübergelegter Plasmaaufnahme.
Quelle: UKAEA

Im Februar hatte das Fusionsexperiment Joint European Torus (JET) im britischen Culham mit einem Weltrekord für Schlagzeilen gesorgt: Erstmals konnte eine Energiemenge von 59 Megajoule in einem Fusionsplasma erzeugt werden – ein wichtiger Meilenstein auf dem Weg zu einem künftigen Fusionskraftwerk.

Jetzt haben Forschende des europäischen Programms EUROfusion neue wegweisende Experimente an JET gestartet. Im September 2022 begannen sie Tests mit Helium-Plasmen, die Aufschluss über den künftigen Betrieb von Iter geben sollen – dem im Bau befindlichen Fusions-Megaprojekt in Südfrankreich. Der Internationale Thermonukleare Experimentalreaktor (Iter) soll mit Deuterium-Tritium-Plasmen zehnmal mehr Energie erzeugen als an Heizenergie eingespeist werden muss. Nach Fertigstellung wird die Anlage aber voraussichtlich zunächst mit Helium- und Wasserstoff-Testplasmen arbeiten, die einfacher zu handhaben sind als Deuterium-Tritium-Gemische.

«Mit den jetzigen Experimenten wollen wir mehr über den Betrieb von Helium-Plasmen in grossen Fusionsanlagen lernen und untersuchen, wie sich gewonnene Erkenntnisse auf andere Gase übertragen lassen», erklärt Philip Schneider vom Max-Planck-Institut für Plasmaphysik (IPP).

«Wir erwarten, dass uns diese Experimente helfen werden, bei Iter so effizient wie möglich in den Deuterium-Tritium-Betrieb überzugehen», sagt Tim Luce, Leiter der Abteilung Science and Operations bei Iter.

Die Helium-Experimente am JET sind für einen Zeitraum von bis zu 16 Wochen angesetzt.

Übergangslösung für die Schweiz
Der Bundesrat hatte im Mai 2021 beschlossen, die Verhandlungen über das institutionelle Rahmenabkommen zwischen der EU und der Schweiz abzubrechen. Dadurch konnte kein Abkommen über die Teilnahme der Schweiz am EU-Forschungsrahmenprogramm 2021–2027 namens Horizon Europe abgeschlossen werden. In der Folge gilt die Schweiz nun bei Horizon Europe und damit verbundenen Programmen und Initiativen als nicht assoziiertes Drittland. Es betrifft zum Beispiel das Euratom-Programm aber auch EUROfusion mit Iter und JET. Dies bedeutet, dass die Schweiz nicht mehr direkt an EUROFusion teilnehmen kann. Beim Bau von Iter betrachtet die EU die Schweiz vorderhand nicht mehr als Teilnehmerstaat.

Früher hat das Swiss Plasma Center (SPC) die Schweiz direkt bei EUROfusion vertreten. Als Übergangslösung konnte das SPC über das deutsche EUROfusion-Mitglied – das Max-Planck-Institut für Plasmaphysik (IPP) – assoziierte Partner (Beobachter) werden. Dasselbe gilt auch für die United Kingdom Atomic Energy Agency (UKAEA), die wegen des EU-Austritts ausgeschlossen ist. Die Mitarbeitenden können dadurch laut Ambrogio Fasoli, Direktor des SPC, nach wie vor an allen Forschungsprogrammen teilnehmen und Zugang zu den Einrichtungen der anderen Länder haben. Es bedeutet aber auch, dass sie jetzt direkt von den nationalen Regierungen finanziert werden und nicht mehr über EUROfusion.

Quelle

M.A. nach IPP und UKAEA, Medienmitteilungen, 26. September 2022, und EPFL, Medienmitteilung, 14. Dezember 2021

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