Neue Struktur des russischen Nuklearsektors in Kraft

Der Präsident der Russischen Föderation, Wladimir Putin, hat mit seiner Unterschrift das Gesetz zur Schaffung des staatlichen Kernenergiekonzerns Rosatom ratifiziert. Zum Generaldirektor des Unternehmens hat er Sergei Kirijenko ernannt, bisher Direktor der Vorgängerorganisation, der Föderalen Agentur für Atomenergie.

3. Jan. 2008

Das Gesetz wandelt die bisherige russische Föderale Agentur für Atomenergie Rosatom in den Staatskonzern Rosatom um. Seiner Ratifikation durch Präsident Putin am 3. Dezember 2007 war die Annahme durch die Staatsduma am 13. November und den Föderationsrat am 23. November vorausgegangen. Die Umwandlung der Rosatom von einer Agentur in einen Staatskonzern soll dazu beitragen, die Tätigkeit des russischen Nuklearsektors zu optimieren, seine Ressourcen zu konsolidieren und die Finanzierung aus dem Föderationsbudget besser zu regeln, hiess es bei der Bekanntgabe im Kreml.

Reorganisation bis am 1. März 2008 abgeschlossen

Die Rosatom wird als Staatskonzern künftig wie eine Holding geführt, die vier Bereiche umfasst: die Atomenergoprom Open Joint Stock Company, den Kernwaffenkomplex, die Kernforschungsinstitute sowie die Kernenergiesicherheits- und Strahlenschutz-Agenturen. Die Rosatom selber und auch die Aktien der Atomenergoprom sollen unveräusserlicher Staatsbesitz bleiben. Hingegen wird es erlaubt sein, Aktien von Atomenergoprom-Tochtergesellschaften, die als Joint Stock Companies (JSC) geführt werden, in Privatbesitz überzuführen und an der Börse zu handeln.

Die Eintragung der neuen Rosatom ins russische Handelsregister erfolgte umgehend am 14. Dezember 2007. Der neue Generaldirektor, Sergei Kirijenko, wird auch Mitglied des ebenfalls bereits ernannten neunköpfigen Verwaltungsrats sein. Diesen wird Sergei Sobjanin, Kabinettschef des russischen Präsidenten, leiten. Die Umfirmierung in Aktiengesellschaften der 55 Staatsunternehmen, die in die Atomenergoprom eingebracht wurden, verläuft plangemäss. Ende 2007 war sie bei 31 Unternehmen bereits erfolgt. Einzelheiten gab Kirijenko in einem Vortrag am Informatik- und Wirtschaftsinstitut Ts NII Atominform bekannt und kündigte an, die Bildung der Atomenergoprom und des Staatskonzerns Rosatom werde am 1. März 2008 formal zum Abschluss kommen.

Als äusserliches Zeichen der gestiegenen wirtschaftlichen Bedeutung der Kernenergie in Russland ist auch das Vorhaben der Rosatom zu werten, ein neues zentrales Verwaltungszentrum im Südwesten Moskaus zu bauen. Sie will dort RUB 30 Mrd. (CHF 1,37 Mrd.) investieren, um auf dem Gelände des bestehenden Instituts für Theoretische und Experimentelle Physik unter anderem einen 150 m hohen Büroturm zu errichten, der Ende 2011 bezugsbereit sein soll.

Atomenergoprom: sechs Divisionen, 55 Unternehmen

Die bereits im Sommer 2007 gegründete Atomenergoprom arbeitet als koordinierende Holding des zivilen russischen Kernenergieprogramms. Sie umfasst sechs Divisionen, die ihrerseits an den 55 auf dem Kernenergiegebiet tätigen Unternehmen beteiligt sind. Die sechs Divisionen sind die:

  • Rosenergoatom als Besitzerin und Betreiberin der russischen Kernkraftwerke
  • TVEL JSC als Mitbesitzerin von 14 Unternehmen im Kernbrennstoffsektor
  • Uranium Mining JSC als Inhaberin der Uranressourcen
  • Techsnabexport JSC (Tenex) für internationale Geschäfte im Kernbrennstoffsektor
  • Atomenergomasch JSC als Herstellerin unter anderem von nuklear zertifizierten Grosskomponenten
  • Atomstroiexport JSC für den Export von Kernanlagen.

Die Beteiligungen der sechs Divisionen sind noch untereinander verwoben. Ist die Konsolidierung einmal abgeschlossen, wird die Atomenergoprom gemäss den Ausführungen von Kirijenko am NII Atominform das viertgrösste auf dem weltweiten Nuklearmarkt tätige Unternehmen sein. Gegenüber den bestehenden und den sich in China sowie Indien bildenden Konkurrenten habe die Atomenergoprom einen gewichtigen Vorteil: Allein auf dem Heimmarkt verfüge sie über Bestellungen für den Bau von 26 Kernkraftwerkseinheiten bis 2020 und dies mit garantierter Finanzierung.

Quelle

P.B. nach Rosatom, Pressemeldungen, 3., 4., 11., 12. und 17. Dezember, und Minatom, Pressemitteilung, 18. Dezember 2007

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