Nordische Strahlenschutzbehörden wappnen sich für neue Herausforderungen
Die Strahlenschutz- und Nuklearsicherheitsbehörden von Dänemark, Finnland, Island, Norwegen und Schweden haben einen gemeinsamen Bericht veröffentlicht. Er benennt 13 konkrete Empfehlungen, um die Zusammenarbeit der Behörden angesichts neuer Reaktortechnologien und einer verschärften sicherheitspolitischen Lage neu auszurichten. Ein gemeinsamer Aktionsplan soll folgen.

Auf ihrer Jahrestagung im August 2023 in Reykjavik erörterten die Leiter der nordischen Strahlenschutz- und Nuklearsicherheitsbehörden, wie die bestehende Kooperation der Behörden als Reaktion auf die aktuellen Herausforderungen optimiert werden kann. Um mögliche gemeinsame strategische Prioritäten für eine vertiefte Zusammenarbeit zu prüfen, wurde die «Nordic Strategy Group (NSG)» eingesetzt, die dazu einen Bericht erarbeiten musste. Sie setzt sich aus Vertreterinnen und Vertretern aller zuständigen Behörden zusammen: Danish Emergency Management Agency (Dema) und Sundhedsstyrelsen (SIS), finnische Radiation and Nuclear Safety Authority (Stuk), Icelandic Radiation Safety Authority (GR), Norwegian Radiation and Nuclear Safety Authority (DSA) und Swedish Radiation Safety Authority (SSM).
Zwei zentrale Entwicklungen geben Anlass zum Handeln: Erstens wächst das Interesse an neuer Kernenergienutzung in mehreren nordischen Ländern. «Die Energiepolitik in Finnland und Schweden fördert den Bau neuer Kernkraftwerke. In Norwegen arbeitet eine von der Regierung eingesetzte Arbeitsgruppe derzeit an einem Bericht über Kernenergie. Das Thema ist auch Teil der öffentlichen Debatte in Dänemark, wo sich sowohl das politische Klima als auch die Einstellung der Bevölkerung zur Kernenergie durch den Krieg in der Ukraine verändert habe», schrieb Stuk. Alle nordischen Behörden würden vor der Herausforderung stehen, sich auf künftige Entwicklungen vorzubereiten – etwa bei der Regulierung, der Aufsicht und beim Aufbau von Fachwissen.
Zweitens habe sich die geopolitische Lage verändert und gebe es neue Bedrohungen. Dabei gehe es nicht nur um russische Atomwaffen, sondern auch um Risiken im Zusammenhang mit Nuklearanlagen auf der russischen Seite. Ebenfalls nehme der Verkehr an Schiffen mit Nuklearantrieb in der Arktis, im Nordatlantik und in der Ostsee zu – sowohl bei den Russen als auch bei den verbündeten Nationen der nordischen Länder. Dies schaffe neue regulatorische Anforderungen und erhöht die Notwendigkeit koordinierter Notfallvorsorge.
13 Empfehlungen und ein geplanter Aktionsplan
Der von der NSG erarbeitete Bericht «Enhancing Nordic Cooperation in Nuclear and Radiation Safety» von Mai 2025, geht diese Herausforderungen an und enthält 13 Empfehlungen zur Weiterentwicklung der Zusammenarbeit. Diese lassen sich in vier Bereiche gliedern: nukleare Regulierung, Strahlenschutz, Notfallvorsorge sowie internationale Unterstützung – insbesondere für die Ukraine. Priorität haben laut Gruppe der Aufbau eines Forums für Regulierungsfragen, die Entwicklung verbesserter Kanäle zur Echtzeit-Lagebeurteilung sowie die Ausarbeitung eines regionalen Plans für gegenseitige Hilfe im Krisenfall.
Angesichts wachsender grenzüberschreitender Herausforderungen, technischer Innovationen wie kleinen, modularen Reaktoren (SMRs), aber auch Bedrohungen durch Sabotage oder Unfälle, sehen die nordischen Behörden die Notwendigkeit, ihre Kompetenzen besser zu vernetzen. Ziel ist es, Kompetenzen zu bündeln, gemeinsame Ausbildungsstrukturen zu schaffen und abgestimmte Notfallpläne zu entwickeln, damit die Notfallvorsorge künftig alle nuklearen und radiologischen Risiken berücksichtigt. Die nordische Stimme soll in internationalen Gremien stärken zur Geltung kommen. Vorgeschlagen wird auch die Einrichtung eines Forums für den Wissenstransfer in der nuklearen Regulierung.
Die Vorschläge sollen nun in einem Aktionsplan konkretisiert werden, den die beteiligten Behörden in den kommenden Monaten erarbeiten.
Quelle
B.G. nach Stuk, dänische Notfallmanagementbehörde (BRS) und DSA, Medienmitteilungen, 26. Mai 2025 sowie NSG-Bericht
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