Opec-Länder peilen den Energiemix an

Längst nicht nur Frankreich, Grossbritannien, Russland, die USA und asiatische Länder verfolgen das strategische Ziel, ihren Kernkraftwerkspark auszubauen. Auch Länder wie Schweden, Finnland oder Südafrika setzen auf Kernenergie. Zudem streben neu die arabischen Staaten – meist reich an Rohölressourcen – einen Energiemix an. Diese Diversifikation wird mit «Nuclear Power» erreicht.

28. Sep. 2010
Auch die Golfstaaten planen die friedliche Nutzung der Kernenergie. So kündigte Abdulrahman Bin Hamad Al-Attiyah, Generalsekretär des Gulf Cooperation Council, ein gemeinsames Programm bereits Ende 2006 an.
Auch die Golfstaaten planen die friedliche Nutzung der Kernenergie. So kündigte Abdulrahman Bin Hamad Al-Attiyah, Generalsekretär des Gulf Cooperation Council, ein gemeinsames Programm bereits Ende 2006 an.
Quelle: Nato

Die Renaissance der Kernenergie wird von der Nachrichtenagentur Reuters wie folgt auf einen einfachen Nenner gebracht: «Weltweit wird die Kernenergie angesichts der hohen Treibstoffkosten und der geforderten effektiven Reduktion der Kohlenstoff-Emissionen als langfristige Lösung betrachtet.» Besonders bemerkenswert: Unter den OPEC-Mitgliedern setzt sich allmählich die Meinung durch, dass es sinnvoll wäre, weniger Öl für die Stromerzeugung zu verbrennen und im Gegenzug die Verfügbarkeit des Rohöls für den Export zu maximieren.

Bereits vor knapp vier Jahren hat sich der sogenannte Gulf Cooperation Council darauf geeinigt, ein gemeinsames Programm zur friedlichen Nutzung der Kernenergie auszuarbeiten. Zu dieser Gruppe gehören Kuwait, Saudi-Arabien, Bahrain, Katar, Oman und die Vereinigten Arabischen Emirate.

Die Kadenz steigt

Diese Kooperationsebene wird überlagert von weiteren zwischenstaatlichen Rahmenabkommen sowie konkreten industriellen Partnerschaften. www.ebulletin.ch und www.nuklearforum.ch weisen regelmässig auf solche Kooperationen hin – Kooperationen, die in einer immer höheren Kadenz angekündigt werden.

So haben in Saudi-Arabien die japanische Toshiba Corporation (mit Tochter Westinghouse), sowie die beiden US-Konzerne The Shaw Group und Exelon im Juli Partnerschaftsabkommen unterzeichnet. Die Exelon ist eine führende Kernkraftwerk-Betreiberin in den USA. The Shaw Group mit Sitz in Louisiana und über 25'000 Mitarbeitenden ist ein breitgefächertes Infrastruktur-Unternehmen, das Design, Bauten und Unterhalt für Grossanlagen in den Sparten Pipeline, Chemie, Erdölindustrie und Kernenergie anbietet. Ebenfalls in Saudi-Arabien engagiert ist die Pöyry. Dabei handelt es sich um ein finnisches Beratungs- und Engineering-Unternehmen, das im Energiesektor eine spezielle Expertise besitzt. Ein Arm des Unternehmens befasst sich mit Beratung im Bereich Investment Banking.

Dieses dargelegte, breite Netzwerk zeigt, dass schon aus wirtschaftlicher Perspektive Alleingänge als wenig erfolgversprechend angesehen werden. Vor allem: Die Globalisierung der friedlichen Nutzung der Kernenergie sollte sowohl hinsichtlich der Sicherheitsstandards wie auch der politischen Stabilität von hohem Nutzen sein.

Anfang Jahr hat Frankreich mit Kuwait ein Abkommen über eine Zusammenarbeit in der Kernenergietechnik unterzeichnet. In die Planung ist der französische Reaktor-Hersteller Areva involviert. Kuwait beabsichtigt insbesondere für die Trinkwasseraufbereitung bzw. Meerwasserentsalzung, Nuklearstrom zu verwenden.

In den Vereinigten Arabischen Emiraten sollte im Jahr 2017 das erste Kernkraftwerk ans Netz gehen. Die Emirate vergaben Ende 2009 den Auftrag an ein südkoreanisches Konsortium, vier Kernkraftwerke mit einer Gesamtkapazität von 5600 Megawatt zu bauen.

Algerien, Qatar, Ägypten und Jordanien planen ebenso

Algerien will in rund zehn Jahren sein erstes Kernkraftwerk in Betrieb nehmen. Offenbar besitzt Algerien bereits Atomenergie-Abkommen mit Argentinien, China, Frankreich und den Vereinigten Staaten. Zudem würden Gespräche mit Russland und Südafrika geführt. Algerien verfügt über Uranvorkommen und zwei nukleare Forschungsreaktoren, aber keine Kapazitäten zur Urananreicherung.

Mit Qatar hatte EDF im Jahr 2008 eine Absichtserklärung unterzeichnet. Auch Ägypten hat angekündigt, mehrere Reaktoren zu bauen, um dem steigenden Strombedarf zu begegnen. China, Russland, Frankreich und Kasachstan haben Kooperationsangebote unterbreitet. Die USA dürften folgen. Ferner unterzeichneten Ägypten Mitte 2009 mit dem australischen Dienstleister WorleyParsons einen Beratungsvertrag.

Jordanien will bis im Jahr 2017 ein Kernkraftwerk bauen. Das Land verhandelt dabei mit der französischen Areva. Jordanien unterzeichnete Kooperationsabkommen mit Frankreich, China und Kanada – im Zentrum steht der Transfer von Technologie.

Im Fall der Bestrebungen in Lybien und Iran ist Russland der zentrale Kooperationspartner. Russland ist Gründungsmitglied, des mit den USA vereinbarten Abkommens «Global Initiative to Combat Nuclear Terrorism». Zudem gilt für die friedliche Kernenergienutzung der Nonproliferationsvertrag: Dieser Atomwaffensperrvertrag wurde von den Atommächten USA, Russland, Frankreich, Grossbritannien und der Volksrepublik China erstunterzeichnet. Inzwischen haben 184 Staaten den Vertrag unterschrieben. Als wichtiges Scharnier und Kontrollorgan fungiert dabei die Internationale Atomenergie-Organisation (IAEO).

Quelle

Hans Peter Arnold

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