Qualitätssicherungsfehler bei Hüllrohrproduktion in Frankreich

Die französische nukleare Sicherheitsbehörde (DSIN) ist über einen Qualitätssicherungs-(QS-)Fehler informiert worden, der mehrere Fabrikationschargen von Brennstäben für Druckwasserreaktoren betrifft.

5. Dez. 2000

Die DSIN betont, die Entdeckung habe keinen Einfluss auf die Sicherheit. Wegen des mangelhaften QS-Verfahrens und der ?signifikanten? Verzögerung bei der Meldung der Entdeckung ist das Vorkommnis auf Stufe 1 (Anomalie) der siebenstufigen internationalen Störfallbewertungsskala für Kernanlagen (Ines) eingeordnet worden.
Das Problem wurde während einer internen Routine-Inspektion durch den Hüllrohr-Hersteller Cézus entdeckt. Die Framatome-Tochter fand heraus, dass mehrere Dutzend von rund 900'000 zwischen August 1998 und Februar 2000 in einer Fabrik in Paimboeuf produzierten Hüllrohren keine ausreichende QS erfuhren. Infolge Instandhaltungsarbeiten an zwei von drei Qualitätskontroll-Apparaten schlich sich ein Fehler ein, der es erlaubte, dass das erste Hüllrohr jeder Fabrikationscharge eingeführt wurde, bevor die Instrumentierung in Betrieb war. Eine Charge besteht aus rund 600 Hüllrohren. Der Fehler wurde im März behoben, ohne jedoch die Geschäftsleitung oder die Kunden zu informieren. Nach einer weiteren Routine-Kontrolle der QS-Abläufe auf Firmenniveau benachrichtigte Framatome alle Kunden über das mögliche Problem. Die Kernkraftwerksbetreiberin Electricité de France (EDF) informierte die DSIN im November 2000 über den Vorfall.
Die Qualitätskontroll-Apparate prüfen mit Ultraschall, ob Durchmesser, Wandstärke und Form sowie die Oberflächenbeschaffenheit jedes Hüllrohrs den Auslegungsanforderungen entsprechen. Beispielsweise wird ein Hüllrohr für einen 900-MW-Druckwasserreaktor - es ist ungefähr 3,80 m lang und hat 10 mm Durchmesser - an etwa 70'000 verschiedenen Punkten vermessen. Der Hersteller schätzt, dass weniger als zehn Brennstäbe, die an Kunden ausgeliefert wurden, den Spezifikationen nicht entsprechen könnten. Da sie jedoch nicht einzeln markiert sind, ist es schwierig festzustellen, wo sie jetzt sind. Die Brennstäbe wurden nicht nur an die EDF geliefert, sondern kamen auch in einer Anzahl Brennelemente zum Einsatz, die an Kunden ausserhalb Frankreichs verkauft wurden.
Auf die Sicherheit hat das Vorkommnis keinen Einfluss. Ein fehlerhafter Brennstab könnte undicht werden. Brennstablecks sind jedoch ein Phänomen, dass beim normalen Reaktorbetrieb nicht unüblich ist. Das Radioaktivitätsniveau im Primärkreis-Wasser wird routinemässig überwacht.
Die DSIN hat folgende vorläufigen Schlussfolgerungen gezogen: Erstens wurden festgelegte Abläufe zur Meldung von Vorkommnissen nicht beachtet. Zweitens wurden erforderliche Qualitätsstandards nicht ausreichend definiert, weder für die Arbeitsabläufe zur Instandhaltung der Ausrüstung noch für die Qualifikation und das Training des Personals. Drittens verliess sich die QS der EDF im Wesentlichen auf die Qualitätskontrollmassnahmen ihres Lieferanten, und viertens können möglicherweise fehlerhafte Komponenten nicht identifiziert werden, da die Brennstäbe nicht markiert sind. Die DSIN hat die EDF angewiesen, die Lieferanten-Kontrollverfahren zu verbessern und sicherzustellen, dass Cézus die nötigen Korrekturmassnahmen veranlasst. Sie hat auch die Sicherheitsbehörden im Ausland informiert.

Quelle

M.S. nach NucNet, 6. Dezember 2000

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