Rosatom fordert Entschädigung für gekündigtes Finnland-Projekt

Die Raos Project Oy – die Anlagenlieferantin der Fennovoima Oy und Teil der russischen Rosatom-Gruppe – erklärte, sie habe «keine andere Wahl, als sich zu wehren und eine Entschädigung für die unrechtmässige Beendigung des Projekts Hanhikivi-1» zu fordern. Sie sei bereit, «mögliche Optionen für die Wiederaufnahme des Projekts zu erörtern, wenn die Bedingungen es erlauben».

12. Mai 2022
Die Baustelle am finnischen Neubaustandort Hanhikivi
Die Baustelle am finnischen Neubaustandort Hanhikivi im Februar 2022.
Quelle: Fennovoima

Fennovoima hatte den Vertrag über die Lieferung der Kernkraftwerkseinheit Hanhikivi-1 im Dezember 2013 mit der Rosatom-Tochergesellschaft Rusatom Overseas, die für die internationalen Kernkraftwerksprojekte zuständig ist, unterzeichnet. Rosatom bot den Bau einer Einheit vom Typ AES-2006 mit einer Leistung von 1200 MW im Rahmen eines Festpreisvertrags an. Eigentümer des Hanhikivi-Projekts ist Fennovoima, das sich zu zwei Dritteln im Besitz von Voimaosakeyhtiö SF befindet, einem finnischen Unternehmen, zu dessen Anteilseignern grosse finnische Konzerne und mehrere lokale Energieunternehmen gehören. Der restliche Drittel wird von Raos Voima gehalten, der finnischen Tochtergesellschaft, die 2014 von Rosatom gegründet wurde, um sich an dem Unternehmen zu beteiligen.

Fennovoima hatte am 2. Mai 2022 den Vertrag mit Raos Project für Hanhikivi-1 in Nordfinnland gekündigt und die «erheblichen Verzögerungen und die Unfähigkeit von Raos Project, das Projekt zu liefern», dafür verantwortlich gemacht. In den letzten Jahren sei es zu erheblichen und zunehmenden Verzögerungen gekommen, sagte Fennovoima damals. Durch den Krieg in der Ukraine hätten die Risiken für das Projekt zugenommen, und Raos Project sei nicht in der Lage gewesen, die Risiken zu begrenzen.»

Raos Project erklärte in einer Medienmitteilung vom 6. Mai, der Entscheid der finnischen Partner, das Projekt Hanhikivi-1 zu beenden, sei «nicht marktwirtschaftlich sondern politisch motiviert».

Das Projekt habe «einige Verzögerungen bei der Lancierung erlitten, was bei komplexen Nuklearbauprojekten, bei denen Sicherheit und Qualität Vorrang haben, nicht ungewöhnlich ist», so das Unternehmen. Aber «den erforderlichen vorläufigen Sicherheitsanalysebericht und die technische Sicherheitsbewertung des Entwurfs» sei bis Ende 2021 gemäss dem vereinbarten aktualisierten Zeitplan vorgelegt worden und Fennovoima habe die Sicherheitsbewertung des Anlagenlieferanten im Januar angenommen.

In der Erklärung wird darauf hingewiesen, dass Rosatom derzeit an mehreren Neubauprojekten in Russland sowie an Projekten in Ländern wie Bangladesch, China, Indien, der Türkei und Weissrussland beteiligt sei. «Rosatom verfügt über ausreichende Ressourcen und die nötige betriebliche Flexibilität, um seine vertraglichen Verpflichtungen auch in einem schwierigen Umfeld zu erfüllen», heisst es. Rosatom hoffe auf eine «baldige Rückkehr des Friedens» und habe Notfallpläne ausgearbeitet, beispielsweise habe das Unternehmen «Möglichkeiten geprüft, den Reaktordruckbehälter für Hanhikivi-1 an einem anderen Ort als Kramatorsk in der Ukraine zu schmieden».

Quelle

M.A. nach Raos Project, 5. Mai 2022

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