Royal Society kritisiert britische Klimapolitik

Die Dachorganisation der wissenschaftlichen Akademien Grossbritanniens, die Royal Society, warnt vor einem erneuerten Anstieg der Treibhausgasemissionen.

17. Nov. 2002

In einem Bericht fordert sie die Regierung in London auf, die heute auch auf der Kernenergie erhobene Klimaabgabe zu streichen, um sie durch eine Kohlenstoffsteuer oder ein System mit CO2-Emissionszertifikaten zu ersetzen. Die Royal Society schliesst sich der kürzlich bekannt gewordenen IEA-Kritik an und stellt sich hinter Vorschläge des wissenschaftlichen Beraters der Regierung, David King. Den Bericht der Royal Society über "Wirtschaftliche Instrumente zur Verminderung der Kohlendioxidemissionen" hat ein Panel unter dem Vorsitz von Sir Eric Ash verfasst. Er nimmt Bezug auf das Weissbuch, das die Regierung im letzten Sommer als Entwurf zur Vernehmlassung aufgelegt hat.
Bei der Veröffentlichung des Berichts unterstrich Sir Eric Ash: "Die Klimaabgabe ist kein kostenwirksames Mittel, um die Menge des in die Atmosphäre freigesetzten Kohlendioxids zu vermindern, denn sie wird auf der Energie und nicht auf den Treibhausgasen erhoben. Zudem findet die Abgabe keine Anwendung auf fossile Brenn- und Treibstoffe von Haushalten und Verkehr. Hingegen belastet sie die treibhausgasfreie Stromerzeugung. Das wichtigste Thema im Weissbuch der Regierung muss sein, wie ein Preis für CO2-Emissionen in die Atmosphäre zu ermitteln ist. Unsere Wissenschafter- und Ökonomengruppe hat alle Optionen angeschaut und hält eine auf sämtlichen Kohlendioxidemissionen erhobene Steuer oder ein System handelbarer Emissionszertifikate für das wirksamste Mittel, um die freigesetzte Gasmenge einzuschränken." Sir Eric fügte hinzu: "Die CO2-Emissionen Grossbritanniens beginnen wieder anzusteigen. Wenn die Regierung mit dem Weissbuch die Gelegenheit verpasst, diesen Trend umzukehren, könnte das Vereinigte Königreich den Anfang einer potenziell katastrophalen Klimaänderung beschleunigen."
Der Bericht empfiehlt, die Kohlenstoffsteuer oder das Zertifikatsystem auf alle CO2-Erzeuger anzuwenden, auch auf die Haushalte. Freilich sollte die Regierung den schwächeren Mitgliedern der Gesellschaft Ausgleichszahlungen, beispielsweise auf der staatlichen Pension, leisten. Anfangs dürfte eine Kohlenstoffsteuer von 1 Penny je Kilowattstunde Strom oder 6 Pennies je Liter Heizöl ausreichen. Die Zertifikate seien auf der Grundlage der heutigen Emissionen zu erteilen und möglichst bald in den Handel zu bringen. Der Bericht stellt die Meinung in Frage, Steuern und Zertifikate zur Emissionsminderung würden der Wirtschaft grossen Schaden zufügen: "Mehrere unabhängige Studien haben gezeigt, dass die Kosten selbst einer drastischen Emissionsminderung bescheiden wären. Laut Schätzungen würden sie in den kommenden 100 Jahren im Bereich von 1% des weltweiten Bruttosozialprodukts liegen. Im Vergleich mit dem erwarteten langfristigen Wachstum der Weltwirtschaft von 1 bis 3% jährlich über diesen Zeitraum wären sie zu vernachlässigen." Abgaben und Zertifikate würden die fossilen Brennstoffe verteuern und erneuerbare Energien sowie die Kernenergie, die keine Treibhausgase freisetzten, konkurrenzfähiger machen. Der Bericht, der im Internet einzusehen ist, schlägt vor, die britische Regierung solle sich für ein Steuer- und Zertifikatsystem in der ganzen EU wie auch weltweit einsetzen.

Quelle

P.B. nach Medienmitteilung der Royal Society, 18. November 2002

Bleiben Sie auf dem Laufenden

Abonnieren Sie unseren Newsletter

Zur Newsletter-Anmeldung

Profitieren Sie als Mitglied

Werden Sie Mitglied im grössten nuklearen Netzwerk der Schweiz!

Vorteile einer Mitgliedschaft