Rückbau von Vandellos-1

Mit der Stilliegung und dem Rückbau von Block 1 des Kernkraftwerks Vandellos hat sich Spanien Know-how auf diesem Gebiet erworben und bedeutsame Forschritte bei der Normung der Verfahren erzielt.

27. Okt. 2004

Zu diesem Schluss kommt Manuel Rodriguez, Vandellos-Projektleiter bei der Enresa (Empresa nacional de residuos radioactivos S. A.), dem staatlichen spanischen Unternehmen für radioaktive Abfälle. Rodriguez stellte das spanische Stilllegungsprogramm am 10. September beim Jahressymposium 2004 der World Nuclear Association in London vor. Der Kraftwerksblock-eine 480-MW-Gas-Graphit-Einheit -war in Zusammenarbeit mit Frankreich 1967 bis 1972 gebaut worden und stand bis am 19. Oktober 1989 in Betrieb, als wegen einer Störung an einem der Turbogeneratoren ein Feuer ausbrach (Bulletin 20/1989). Die Behebung der Schäden nach dem auf der Internationalen Störfallbewertungs-Skala für Kernanlagen (Ines) auf Stufe 3 klassierten, schwerwiegenden Störfall erwiesen sich als unwirtschaftlich, und die Regierung wies die Betreiberin Hifrensa an, die Stilllegung vorzubereiten. Nach dem Abtransport des bestrahlten Brennstoffs und der Konditionierung der Betriebsabfälle einschliesslich des Graphitmoderators übertrug das spanische Industrie- und Energieministeriums 1998 die Verantwortung für den Rückbau an die Enresa. Die Hifrensa wurde Dienstleisterin der Enresa. Vom Februar 1998 bis Juni 2003 dekontaminierte die Arbeitsgemeinschaft die meisten Gebäude, trug sie ab und konditionierte die Rückstände. Heute stehen vom ehemaligen Kraftwerk nur noch das eingeschlossene Innere des Reaktors und das Fundament. Sie sollen in rund 30 Jahren ebenfalls zurückgebaut und entsorgt werden, wenn die Restradioaktivität nur noch 5% des heutigen Werts betragen wird.
Für die Enresa stellten bei der Projektabwicklung nicht etwa die technischen Fragen die grössten Herausforderungen dar. Neu für sie und nicht immer einfach zu lösen waren die soziopolitischen Probleme. Die Mitarbeiter der früheren Betreiberin wie auch die lokalen Institutionen und Behörden befürchteten den Verlust von Arbeitsplätzen. In der Region und auch im ganzen Land zeigten sich viele Menschen besorgt über die möglichen Risiken des Transports und der Lagerung von Abfällen, die sie für hochradioaktiv hielten. Entsprechend streng fielen die Schutzanforderungen der nuklearen Sicherheitsbehörden aus. Um den Herausforderungen zu begegnen, bereitete die Enresa die Arbeiten ingenieurtechnisch umfassend in allen Einzelheiten vor und setzte grosse Mittel für die Ausbildung der Mitarbeiter vor Ort sowie die Information der Öffentlichkeit ein. Dennoch konnte sie das ursprüngliche Budget von EUR 90 Mio. (rund CHF 140 Mio.) fast einhalten. Die Kosten wurden um weniger als 5% überschritten und die Arbeiten waren erst nach 63 Monaten statt wie geplant 60 Monaten abgeschlossen. Neben der Hifrensa arbeiteten 62 weitere Unternehmen vorwiegend aus der Region mit. Die rund 2700 Mitarbeiter wurden in über 1500 Kursen für ihre Spezialaufgaben vorbereitet. Mehr als 25'000 Besucher besichtigten den Standort während der Arbeiten. Die Enresa konsolidiert jetzt die gemachten Erfahrungen, um den Rückbau der 142-MW-Druckwassereinheit Jose-Cabrera-1 (Zorita) vorzubereiten, die voraussichtlich 2006 stillgelegt wird.

Quelle

P.B. nach NucNet, 28. Oktober 2004

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