Schlussreport der dritten IAEO Fukushima-Mission

Der Schlussbericht der dritten IAEO-Mission in Fukushima-Daiichi attestiert der Betreiberin Tokyo Electric Power Company (Tepco) stetige Fortschritte. Gleichzeitig nennt er Verbesserungsmöglichkeiten in mehrfacher Hinsicht.

1. Juni 2015

Nach der dritten Fukushima-Mission der IAEO vom Februar 2015 übergab das Expertenteam den japanischen Behörden am 17. Februar 2015 einen vorläufigen Zwischenbericht. Am 15. Mai 2015 veröffentlichte nun die IAEO ihren Schlussbericht. Der 58-seitige Bericht anerkennt die bedeutenden Fortschritte, welche die Betreiberfirma Tepco in Fukushima-Daiichi erreicht hat, erinnert jedoch auch an die komplexen Fragen, die es noch zu lösen gilt.

Von einer funktionierenden zu einer zerstörten Anlage

Für den Bericht hat das IAEO-Expertenteam eine breite Palette an Ingenieurstätigkeiten sowie an Führungs-, Umwelt- und Kommunikationsaktivitäten rund um die Anlage in Fukushima-Daiichi beurteilt. Das Team hält fest, dass für die Tepco-Mitarbeitenden der plötzliche Wechsel vom Betrieb eines funktionierenden Kraftwerks hin zum jahrelangen Bergen des Brennstoffs und zum Rückbau zerstörter Anlagen «schwerwiegend» sei. Obwohl viele Herausforderungen bestünden, seien doch auch signifikante Verbesserungen zu vermelden. Der Bericht nennt insbesondere fünf Bereiche:

  • Der ausgediente Brennstoff wurde vollständig aus dem Reaktor 4 entfernt.
  • Die Systeme zur Reinigung des kontaminierten Wassers wurden verbessert und ausgebaut.
  • Neue, verbesserte Tanks wurden installiert, um das kontaminierte Wasser zu speichern.
  • Das Grundwasser wird nun durch ein Bypass-System umgeleitet.
  • Das Säubern des Geländes ist weiter fortgeschritten, was die Strahlenbelastung der Mitarbeitenden reduziert.

Tepco-Präsident Naomi Hirose sagte, die Tepco schätze die Vollständigkeit des Berichtes und die Bestätigung, die ihre Mitarbeitenden und Auftragnehmer erhielten. Gleichzeitig nähme die Tepco die vielen Vorschläge auf, die der Bericht enthalte, um weitere Verbesserungen zu erzielen. Er begrüsse, dass der Bericht die Tepco dabei unterstütze, Probleme aus verschiedenen Blickwinkeln zu betrachten.

Die IAEO-Beurteilung sieht die neue Fukushima Daiichi Decontamination and Decommissioning Engineering Company als grossen Fortschritt an, um die kommenden Herausforderungen zu meistern. Die IAEO ermuntert die Tepco auch dazu, die begonnenen Anstrengungen zur Etablierung einer professionellen Sicherheitskultur fortzusetzen. Der Bericht hält fest «dass ein ernsthafter Prozess im Gange sei, um interne Sicherheitsbewertungen und Genehmigungen von einzelnen Arbeitsschritten sicherzustellen».

Abfallbewirtschaftung als Fokus

Ein Schwerpunkt des IAEO-Berichts liegt auf der Bewirtschaftung der radioaktiven Abfälle einschliesslich des kontaminierten Wassers, das entsorgt werden muss. Filter und andere Komponenten, die für die Säuberung des Wassers benutzt werden, müssen anschliessend in ein Langzeitlager verlegt werden. Das Verfahren für die Wasserbehandlung soll weiter optimiert werden, um die Abfallmenge zu reduzieren. Zusätzlich zum Wasser werden über die nächsten zehn Jahre 500ʼ000 m3 feste Abfälle wie Beton, Metall, gefällte Bäume und ähnliches erwartet. «Angesichts des Umstandes, dass in den letzten Jahren viele Aktivitäten äusserst schnell durchgeführt werden mussten, sind die Arbeiten im Grossen und Ganzen erfolgreich verlaufen.» Der Bericht hält jedoch auch fest, es sei nun an der Zeit, Bilanz zu ziehen über alle durchgeführten Aktivitäten und die entsprechenden Lehren zu ziehen.

Verbesserte Öffentlichkeitsarbeit

Die IAEO hält fest, dass die «Tepco ihre Öffentlichkeitsarbeit verstärkt hat» und sie appelliert an die Unternehmung, diese Anstrengungen aufrecht zu erhalten, «um die Informationen auch einem Laienpublikum verständlich zu machen». Dazu sollen diese Informationen in Verbindung gebracht werden mit wesentlichen Sicherheits- und Gesundheitsaspekten für die Mitarbeitenden und die Öffentlichkeit wie auch mit dem Schutz der Umwelt. Die IAEO lobt, die Tepco habe eine vielschichtige Kommunikationsstrategie entwickelt, die darauf abziele, Dokumente und Informationen in einer verständlichen Sprache und mit Hilfe visueller Elemente wie Infografiken, Fotos und kurzen Videos oder anderen interaktiven Medien zu verbreiten.

Wasserhaushalt

Bezüglich des einfliessenden Grundwassers und des zusätzlichen verschmutzten Wassers auf dem Gelände seien ebenfalls Verbesserungen erzielt worden, so die IAEO.

  • Wasserbehandlung: Die Tepco behandelt erfolgreich grosse Mengen an hochaktivem Wasser. Aus mehr als einer Million m3 Wasser ist Cäsium herausgefiltert worden.
  • Lagerung: Die Tepco wird dafür gelobt, neu geschweisste Tanks einzusetzen, die weniger anfällig für Lecks sind.
  • Schutz der Küste: Angesichts des «sehr komplizierten Infrastrukturbereichs» zwischen dem Turbinengebäude und dem Meer lobt der Bericht Tepcos Anstrengungen um zu verhindern, dass verunreinigtes Wasser ins Meer gelangen kann. Dieser Bereich werde jedoch anspruchsvoll bleiben, so die IAEO.
  • Grundwasser-Bypass: Dank dem Bypass gelangen rund pro Tag 25% oder 100 m3 Wasser weniger in das Reaktorgebäude. Die IAEO bezeichnet das Bypass-System als einen wichtigen Meilenstein, um die öffentliche Akzeptanz zurückzugewinnen.
  • Barriere aus gefrorenem Erdreich: Diese Barriere soll den Zufluss von Grundwasser praktisch zum Erliegen bringen.

Neben den Fortschritten sieht die IAEO jedoch weiterhin Raum für Verbesserungen. Die Tepco solle den Gebrauch von Wasserbehandlungssystemen weiter verbessern, fordert der Bericht. Das Expertenteam ist der Ansicht, es müsse eine nachhaltige Lösung für den Umgang mit dem Wasser gefunden werden. Sämtlichen Optionen müssten verfolgt werden, auch die mögliche Wiederaufnahme kontrollierter Einleitungen ins Meer. In diese Entscheide müssten sämtliche Ansprechpartner mit einbezogen werden, auch die Tepco und verschiedene Regierungsstellen.

Quelle

S.Ry. nach Tepco, Medienmitteilung, 14. Mai 2015

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