Schneller Kernenergieausstieg vernichtet noch mehr Kapital

Die deutsche Bundesregierung und die Eigentümer der Kernkraftwerke streiten sich seit Monaten über die Modalitäten des politisch motivierten Ausstiegs, insbesondere über die so genannten Restlaufzeiten und die Frage, ob Stillstandszeiten der Kraftwerke auf die Restlaufzeit angerechnet werden.

3. Nov. 1999

Die Eigentümer der Kraftwerke wollen diese Stillstandszeiten anrechnen, weil der Ausstieg dann für sie weniger teuer wird. Die Kernenergiegegner wollen diese Zeiten nicht anrechnen, weil sie den Ausstieg verzögern.
Eine kürzlich veröffentlichte Studie des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung in Mannheim (ZEW) über die Kosten von Kernenergieausstiegsvarianten zeigt vor allem eines: Je früher, desto teurer. Das ZEW hat untersucht, wie sich ein vorzeitiger Ausstieg auf die Höhe und Verteilung der dadurch entstehenden Kosten für die Kraftwerkseigentümer auswirkt. Wenn für die Laufzeiten Volllastjahre und nicht Kalenderjahre massgebend sind, können die Betreibergesellschaften bei gleicher Jahreszahl ihre Anlagen länger nutzen, da die Stillstandzeiten den Abschaltzeitpunkt hinausschieben. Dadurch würden sich die betriebswirtschaftlichen Kosten des Ausstiegs und somit auch die potenziellen Entschädigungsforderungen erheblich verringern. Neben diesem Schluss, dass die Kosten mit später werdenden Ausstiegszeitpunkten abnehmen, kann die ZEW-Studie auch aufzeigen, dass verschiedene Ausstiegsvarianten unterschiedliche Kosten für die einzelnen KKW-Betreibergesellschaften und damit auch Wettbewerbsverzerrungen zur Folge haben.
Bereits Ende letzten Jahres ist der Bremer Wissenschaftler Prof. Wolfgang Pfaffenberger in einer Arbeit zu den grundsätzlichen volkswirtschaftlichen Folgen eines Kernenergieausstiegs zu folgendem Schluss gelangt: "Ein rascher Ausstieg aus der Kernenergie würde die von der Bundesregierung angestrebten grundlegenden energiepolitischen Ziele sowie das Ziel der Nachhaltigkeit verfehlen. Nicht erreicht würden vor allem die Ziele der Wirtschaftlichkeit und Umweltverträglichkeit. Stark beeinträchtigt würden aber auch Ressourcen-Schonung - weil verstärkt auf endliche fossile Energieträger zurückgegriffen werden müsste - und Versorgungssicherheit - weil die Kernenergie als quasi-heimische Energie, deren Wertschöpfung zum grössten Teil im Inland liegt, durch Importenergien ersetzt würde".

Quelle

H.K. nach ZEW-Studie vom Oktober 1999 und Mitteilung des ZEW vom 4. November 1999

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