Schweizer erteilen Ensi gute Noten
Eine grosse Mehrheit der Schweizer Bevölkerung hält die Kernenergie in der Schweiz für «sicher» (45%) oder «eher sicher» (32%). Nur jeder Fünfte beurteilt sie als «nicht sicher». Dies ist das Hauptergebnis einer repräsentativen Befragung der Schweizer Bevölkerung durch die Universität Zürich. Das Eidgenössische Nuklearsicherheitsinspektorat (Ensi) erhält gute Noten.
Die Akzeptanz der Kernenergie in der Schweiz war ein Jahr nach dem Reaktorunfall in Fukushima 2011 deutlich tiefer als davor. So gaben 45% der Befragten an, dass ihre Einstellung zur Kernenergie negativer geworden ist. Zudem glaubte nur noch jeder Vierte in der Schweiz, der Nutzen der Nukleartechnologie rechtfertige die damit verbundenen Risiken. Dies sind zwei der zentralen Ergebnisse einer repräsentativen Umfrage, die das Institut für Publizistikwissenschaft und Medienforschung an der Universität Zürich (IPMZ) genau ein Jahr nach dem Unfall im japanischen Kernkraftwerk Fukushima-Daiichi – zwischen dem 6. und 24. März 2012 – durchführte. Auftraggeber der Befragung war das Ensi. Insgesamt wurden die Meinungen von 806 Stimmberechtigten ab 18 Jahren in allen Sprachregionen mittels einer standardisierten telefonischen Befragung erhoben. In einem weiteren Schritt werden noch einzelne Befragte und Experten vertieft interviewt.
Bezüglich der Einschätzung der Sicherheit, aber auch der Risiken von Kernkraftwerken gingen die Meinungen auseinander. Die Sicherheit der Schweizer Kernkraftwerke (27% machten sich grosse oder sehr grosse Sorgen) wurde indessen deutlich besser beurteilt als das Risiko von Unfällen in Kernkraftwerken überhaupt (36% schätzen es hoch oder sehr hoch ein). Fragte man die Stimmberechtigten in der Schweiz hingegen etwas spezifischer nach der Sicherheit der Schweizer Kraftwerke, stellte sich heraus, dass nur 19% die Anlagen in der Schweiz als nicht sicher empfanden. 45% hielten sie für sicher, 32% für mehr oder weniger sicher.
Die Wissenschafter im Bereich der Kernenergie genossen in den Augen der Befragten das höchste Vertrauen (Mittelwert 4,5 auf einer 7er-Skala mit 1 = überhaupt kein Vertrauen bis 7 = sehr grosses Vertrauen). Im Vergleich dazu wurde den verschiedenen Bundesbehörden, die im Bereich der Kernenergie tätig sind, etwas weniger Vertrauen entgegengebracht (Mittelwert 4,3). Allerdings kannte fast ein Fünftel der Befragten die zuständigen Bundesbehörden nicht. Das Vertrauen in die Betreiber der Kernkraftwerke war deutlich am tiefsten (Mittelwert 4,0).
Bei Entscheidungen zur Kernenergie standen sich zwei Meinungen diametral gegenüber: Nach 46% der Befragten sollten Erkenntnisse der Wissenschaftler Priorität haben; für 43% waren jedoch Moral und Ethik wichtiger. Im Vergleich dazu bewerteten mit 53% deutlich mehr Befragte die Funktion des Expertenwissens, nur 38% votierten für die Meinung der Bevölkerung beziehungsweise Volksabstimmungen. Schliesslich befürworteten 49% im Bereich der Kernenergie politische Entscheidungen, 35% gewichteten die Interessen der Wirtschaft höher.
Quelle
D.S. nach Ensi, Medienmitteilung, 5. Dezember 2012