Sellafield-Mox erfüllt sicherheitstechnische Anforderungen

In der Pilotfertigungsanlage für Uran-Plutonium-Mischoxid-(Mox-)Brennstoff der staatlichen britischen BNFL in Sellafield wurde im September 1999 festgestellt, dass einzelne Arbeiter in den letzten Jahren bei einer von mehreren Qualitätskontrollen der Mox-Fabrikation Daten gefälscht hatten.

1. März 2000

Die BNFL entdeckte die Fälschungen und informierte die englische Sicherheitsbehörde, das Nuclear Installations Inspectorate (NII). Diese führte in der Folge eine mehrmonatige Untersuchung bei BNFL durch. Die Fabrikation der Mox-Brennelemente wurde gestoppt.
Nach heutigem Kenntnisstand sind in erster Linie japanische Kunden der BNFL von den Manipulationen betroffen. Die deutsche PreussenElektra teilte am 24. Februar 2000 mit, dass bei einer Zwischendokumentation für Mox-Brennstoff, der in ihrem Kernkraftwerk Unterweser im Einsatz ist, ebenfalls Fälschungen festgestellt wurden. Obwohl dies keinen Einfluss auf die Sicherheit des Kernkraftwerks habe, sei der Tatbestand der Fälschung durch einen Lieferanten so schwerwiegend, dass sich das Unternehmen für den Austausch der betroffenen vier Brennelemente entschlossen habe.
In der Schweiz bezogen einzig die Nordostschweizerischen Kraftwerke (NOK) in den Jahren 1994 bis 1998 Mox-Elemente aus der Pilotfertigungsanlage in Sellafield. Insgesamt wurden 24 solche Brennelemente der BNFL im Kernkraftwerk Beznau eingesetzt. Im Betriebsverhalten unterscheiden sich diese nicht von den sonst eingesetzten Uran-Brennelementen und von Mox-Brennelementen anderer Hersteller. Die HSK (Hauptabteilung für die Sicherheit der Kernanlagen) schickte Anfang März einen Fachmann nach England. Er diskutierte mit Vertretern des NII und der BNFL die vorgekommenen Mängel bei den Qualitätssicherungsmassnahmen und vergewisserte sich, dass die derzeit in Beznau eingesetzten Mox-Brennelemente die sicherheitstechnischen Anforderungen erfüllen. Auch die NOK entsandten Experten nach Sellafield. Ihre Kontrollen der Fertigungsunterlagen der an Beznau gelieferten Brennelemente ergaben keine Anhaltspunkte für Fälschungen.
Schon nach Bekanntwerden der Manipulationen im vergangenen Herbst prüfte die HSK, ob diese einen Einfluss auf den sicheren Betrieb von Beznau haben könnten. Zu diesem Zweck untersuchte sie die Herstellung der Brennstofftabletten und die Fertigung der Brennstäbe mit den vorgesehenen Qualitätskontrollen. Es stellte sich heraus, dass die Fälschungen der Begleitdokumente bei einer Stichprobenprüfung, die eine von mehreren meist automatischen Kontrollen der Tabletten und Stäbe darstellt, erfolgt waren. Die Gesamtheit und die Qualität der verbleibenden Prüfungen liessen den Schluss zu, dass die hergestellten Tabletten und Brennstäbe die betrieblichen und sicherheitstechnischen Anforderungen erfüllen, selbst wenn Fehler bei Stichproben vorgekommen sein sollten.
In die Schlagzeilen geriet die BNFL wegen zwei am 17. Februar 2000 veröffentlichten Berichten des NII, die die Ergebnisse der Untersuchungen zum genannten Vorfall sowie zum Betrieb und zur Sicherheitskultur im Nuklearkomplex Sellafield enthalten. Die Behörde kommt in den Berichten zum Schluss, dass der sichere Reaktorbetrieb durch die betroffenen Mox-Elemente nicht gefährdet ist. Sie verlangt aber tiefgreifende Änderungen beim Betrieb von Sellafield. Neben der allgemeinen Verbesserung der Sicherheitskultur muss gewährleistet werden, dass Fälschungen von Qualitätskontroll-Dokumenten in Zukunft nicht mehr vorkommen. Die HSK wird vor der Wiederaufnahme der Mox-Fabrikation für schweizerische KKW prüfen, ob die Forderungen des NII umgesetzt sind.
Die BNFL hat bisher fünf Mitarbeiter entlassen und für weitere Mitarbeiter disziplinarische Untersuchungen angeordnet. Der Geschäftsleitungsvorsitzende John Taylor trat zurück. Sein Nachfolger ist Norman Askew, der unter anderem Chef der East Midlands Electricity und der amerikanischen nuklearen Elektrizitätsgesellschaft Virginia Power war.

Quelle

M.S. nach Pressemitteilungen NOK und HSK, 2. März 2000

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