SIT: eine erfolgreiche Nukleartechnik gegen Stechmücken in Kuba

Ein Pilotversuch mit der Sterile Insect Technique (SIT) in einem Viertel der kubanischen Hauptstadt Havanna hat im vergangenen Jahr die Zahl der Steckmücken um bis zu 90% verringert. Aus ersten Berichten geht hervor, dass in den letzten beiden Monaten des Versuchs keine durch Mücken übertragenen Krankheiten mehr aufgetreten sind. Dies hat die Internationale Atomenergie-Organisation (IAEO) mitgeteilt.

19. Jan. 2022
Die Stechmücke Aedes Aegypti
Die Weibchen der Stechmückenart Aedes aegypti sind Überträgerinnen des Denguefiebers. Kampagnen zur Sterilisierung von Insekten, wie diejenige in Havanna, Kuba, beruhen auf der Sterilisierung von Männchen zur Kontrolle der Insektenpopulation.
Quelle: The Institute of Tropical Medicine Antwerp

In Kuba, wie in den meisten tropischen Ländern, ist Dengue ein wachsendes Problem. Diese Virusinfektion wird von der Mückenart Aedes aegypti übertragen und verursacht hohes Fieber, Muskel- und Gelenkschmerzen, Hautausschläge und in den schwersten Fällen den Tod. Weltweit ist die Zahl der Dengue-Fälle, die der Weltgesundheitsorganisation gemeldet werden, in den letzten zwei Jahrzehnten um das Achtfache gestiegen.

«In Kuba ist die Bekämpfung von Aedes aegypti eine nationale Priorität», sagt René Gato Armas, Entomologe und Leiter der SIT-Gruppe am Pedro Kourí Tropical Medicine Institute. «Nach einer grossen Dengue-Epidemie im Jahr 1981 führte die Regierung ein intensives nationales Programm auf der Grundlage konventioneller Methoden durch, mit dem die Mücke in den späten 1980er-Jahren fast ausgerottet wurde. Seitdem kommt es jedoch immer wieder zu epidemischen Ausbrüchen durch importierte Fälle. Derzeit gilt Dengue als endemische Krankheit in Kuba», erklärt er und ergänzt, dass der wahllose Einsatz von Insektiziden bei Aedes aegypti eine Resistenz gegen Insektizide ausgelöst habe.

Unterstützung durch IAEO und FAO
SIT ist ein Ansatz zur Kontrolle der Insektenpopulation, der auf der Freisetzung sterilisierter männlicher Mücken beruht. In Aufzuchten gehaltene männliche Insekten werden mit Gammastrahlen unfruchtbar gemacht und dann zur Paarung mit wildlebenden Weibchen freigesetzt. Da diese keine Nachkommen produzieren, nimmt die Insektenpopulation mit der Zeit ab.

In den letzten fünf Jahren hat Gato Armas eng mit Experten der IAEO und der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) zusammengearbeitet, um Ausgangsdaten zu sammeln und den SIT-Pilotversuch als Alternative zu den immer weniger wirksamen und umweltschädlichen Massnahmen zur Mückenbekämpfung zu entwickeln.

Ein Pilotversuch für eine SIT-Kampagne wurde zwischen April und August 2020 auf einer Fläche von 50 Hektaren in El Cano, einem abgelegenen Viertel im Südwesten Havannas, durchgeführt. Arroyo Arenas, ein anderer Stadtteil von ähnlicher Grösse, diente als unbehandelte Kontrollfläche. Im Rahmen des Pilotversuchs wurden fast 1,3 Mio. sterile männliche Stechmücken freigesetzt. Männliche Mücken übertragen weder das Denguefieber noch stechen sie oder ernähren sich von Blut.

Die IAEO unterstützte Kuba bei der Beschaffung von Geräten, mit denen männliche und weibliche Mücken vor der Bestrahlung und Freisetzung getrennt werden können, und half bei der Ausrüstung von Mückenaufzuchtanlagen. Vor dem Versuch verfügte Kuba nur über geringe Kapazitäten im Bereich der Insektenaufzucht, und die IAEO unterstützte die Entsendung kubanischer Stipendiaten zur Ausbildung in dieser Technik nach Brasilien, Kolumbien, Mexiko und in die IAEO-Labors in Österreich.

«Der Einsatz von SIT bei Stechmücken ist weltweit relativ neu, und Pilotversuche wie dieser zeigen, wie vielversprechend sie sein können», erklärte Rui Cardoso Pereira, Leiter der Abteilung für Schädlingsbekämpfung bei Insekten in der gemeinsamen FAO/IAEA-Abteilung für Nukleartechniken in Ernährung und Landwirtschaft in Österreich.

«Die nationalen Institutionen können die SIT nun wirksam einsetzen und werden bald in der Lage sein, andere Länder bei dieser Technik zu unterstützen», sagte Raquel Scamilla Andreo Aledo, die Programmverwaltungsbeauftragte der IAEO für Kuba.

Laut Gato Armas ist es möglich, dass das Untersuchungsgebiet bis Ende 2022 vergrössert wird. Eine Aufrüstung der Ausrüstung sei jedoch erforderlich, einschliesslich eines automatisierten «Geschlechtssortierers», um die zeitintensive Arbeit zu reduzieren und die Kosten zu senken.

Quelle

M.A. nach IAEO, Medienmitteilung, 13. Januar 2022

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