Studie zeigt Potenzial für sichere Lebensmittelproduktion in Tschernobyl-Region
Eine Studie zeigt auf, dass Tausende Hektar Ackerland in der Nordukraine, die nach dem Tschernobyl-Unfall vor fast 40 Jahren als zu stark belastet für den Anbau galten, nun wieder gefahrlos landwirtschaftlich genutzt werden können.

Nach dem Reaktorunfall von Tschernobyl richteten die Behörden eine rund 4200 Quadratkilometer grosse Sperrzone um das Kernkraftwerk ein, die noch immer unbewohnt ist. In der darum herum liegenden äusseren Zone der obligatorischen Umsiedlung mit einer Grösse von 2000 Quadratkilometern wurden Umsiedlungen angeordnet, denen aber nicht alle Personen Folge leisteten. Im Jahr 2021 sollen an die 10’000 Leute dort gelebt haben. «Einige Landwirte haben in einigen Gebieten inoffiziell mit der Produktion begonnen, aber offiziell waren weder Landnutzung noch Investitionen erlaubt», erklärte das UK Centre for Ecology & Hydrology (UKCEH).
Zusammen mit der University of Portsmouth, dem ukrainischen Institut für landwirtschaftliche Radiologie und der Universität Salford entwickelte das UKCEH eine Methode zur sicheren Neubewertung von Ackerland, das nach dem Unfall im Kernkraftwerk Tschernobyl 1986 aufgegeben wurde. «Die Forscher entwickelten […] ein einfaches, aber robustes Protokoll zur Bewertung der Kontaminationswerte [des Bodens] und zur Vorhersage der Aufnahme radioaktiver Substanzen durch gängige Nutzpflanzen wie Kartoffeln, Getreide, Mais und Sonnenblumen», schrieb die University of Portsmouth. Sie führten dazu Modellierungen durch, nahmen Bodenproben und massen Gammastrahlungswerte auf einem 100 Hektar grossen Testgeländes in der Region Schytomyr, das in der äusseren Zone liegt.
«Sie [die Forscher] konnten bestätigten, dass die effektive Strahlendosis für die in der Landwirtschaft tätigen Personen weit unter des nationalen Sicherheitsgrenzwerts der Ukraine lag und deutlich niedriger war als die natürlichen Werte für die Hintergrundstrahlung, die überall auf der Welt auftreten», schreibt das UKCEH und ergänzte: «Die jüngste Studie, die im Journal of Environmental Radioactivity veröffentlicht wurde, untermauert, was Landwirte und viele Wissenschaftler seit den 1990er-Jahren immer wieder betonen, nämlich dass der Anbau von Kulturpflanzen in vielen Gebieten gefahrlos möglich ist». Die Forscher sind der Ansicht, dass – bei sorgfältiger Umsetzung und unter Einbezug der Bevölkerung – in der Ukraine bis zu 20’000 Hektar landwirtschaftliche Nutzfläche sicher zurückgewonnen werden könnten, was zur Sicherung der Ernährung und zur ländlichen Entwicklung beitrage.
Die Studienergebnisse wurden im Journal of Environmental Radioactivity unter dem Titel «A protocol for the radiological assessment for agricultural use of land in Ukraine abandoned after the Chornobyl accident» veröffentlicht.
Quelle
B.G. nach University of Portsmouth und UKCEH, Medienmitteilungen, 29. April 2025