SVA-Generalversammlung: Die Kernenergie hält der Wirtschaft den Rücken frei

Im Kursaal Bern fanden sich am 27. August 2002 rund 140 Personen aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft, Verwaltung und von der Presse ein, um an der 43. ordentlichen Generalversammlung der Schweizerischen Vereinigung für Atomenergie teilzunehmen.

26. Aug. 2002

SVA-Präsident Dr. Bruno Pellaud begrüsste neben Mitgliedern und Gästen ganz besonders den Gastreferenten, Nationalrat Dr. Pierre Triponez, Direktor des Schweizerischen Gewerbeverbandes (SGV), dessen Vortrag dem Thema "Schweizer KMU, offener Strommarkt und Kernenergie" gewidmet war.
In seiner Ansprache liess Pellaud die jüngsten für die Kernenergie und die nukleare Entsorgung sehr positiven politischen Entwicklungen in Finnland und den USA Revue passieren, um anschliessend auf das Thema Windenergie einzugehen. Diese leiste in Europa als Dritte im Bunde zusammen mit Wasserkraft und Kernenergie einen hochwillkommenen Beitrag zur CO2-freien Stromerzeugung. Die jüngsten Vorstösse, die auf einen Ersatz der Schweizer Kernkraftwerke durch Windgeneratorparks in der Nordsee abzielen, bezeichnete der SVA-Präsident als utopisch, aber dennoch bemerkenswert: "Mit der Flucht in die Nordsee haben sich die Initianten (dieser Vorstösse) von ihrer bisherigen Vorstellung, die Kernkraftwerke liessen sich durch Sparmassnahmen und Schweizer Sonnenkraftwerke ersetzen, stillschweigend verabschiedet."
Den Schwerpunkt der Präsidialansprache bildeten die beiden Kernenergie-Ausstiegsinitiativen "Strom ohne Atom" und "Moratorium plus". Pellaud unterstrich, mit rund 60% Wasserkraft und 40% Kernenergie geniesse die Schweiz das Privileg einer praktisch CO2-freien einheimischen Stromproduktion. Bei der Versorgung mit nicht elektrischer Energie sei man hingegen auf die - Treibhausgas erzeugenden - fossilen Brenn- und Treibstoffe angewiesen. Mit Blick auf die vom CO2-Gesetz verlangte Reduktion der CO2-Emissionen wäre es gemäss Pellaud "nicht nur ein ökologischer Widerspruch, auf den Sockel von 40% CO2-freien Stroms zu verzichten, wie es die beiden Ausstiegsinitiativen verlangen, sondern es würde die finanzielle Belastung durch die CO2-Abgabe massiv in die Höhe treiben und die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen schwächen". Der SVA-Präsident schloss sein Referat mit dem Aufruf: "Die Kernenergie hält der Wirtschaft und dem ganzen Land den Rücken frei für die notwendige Nutzung der fossilen Energien, indem sie den CO2-Ausstoss tief hält und so die CO2-Abgabe dämpft … Im Einklang mit dem Bundesrat, dem Ständerat und demnächst bestimmt auch mit dem Nationalrat spricht sich die SVA deshalb klar für ein zweifaches Nein zu den Atominitiativen aus."
Im statutarischen Teil der Versammlung wurden das Protokoll der letztjährigen GV, der Jahresbericht sowie die Jahresrechnung 2001 einstimmig genehmigt und den Vereinsorganen wurde Décharge erteilt. In einem weiteren Traktandum standen Ersatzwahlen für zwei vakante Sitze im Vorstand an. Frau Nationalrätin Doris Leuthard hatte auf die GV ihren Rücktritt erklärt. Der SVA-Präsident dankte ihr für den engagierten Einsatz zu Gunsten der nachhaltigen Kernenergienutzung. Die Versammlung wählte Frau Micheline Guerry (Schweizerischer Gewerbeverband, Bern) und Frau Nationalrätin Elvira Bader (Bäuerin, Mümliswil-Ramiswil) einstimmig neu in den Vorstand.
Dr. Peter Leister, Vizepräsident der Schweizerischen Gesellschaft der Kernfachleute, verlieh in einem anschliessenden Zwischenakt den diesjährigen SGK-Preis für hervorragende Öffentlichkeitsarbeit an Dr. Jean-François Dupont. Dupont ist Chef du Service de la Communication der Energie Ouest Suisse und Mitglied der SVA-Kommission für Information. Mit dem Preis würdigt die SGK seinen unermüdlichen Einsatz für die Kernenergie insbesondere in der Westschweiz und als Projektleiter der vor zwei Jahren veröffentlichten Studie "Nachhaltige Entwicklung und Energie".
Nach dem geschäftlichen Teil leitete der SVA-Präsident zum Höhepunkt der diesjährigen GV über, dem Referat von Nationalrat Triponez zum Thema "Schweizer KMU, offener Strommarkt und Kernenergie". Der Gastreferent sei als Spitzenpolitiker und Direktor des SGV dafür prädestiniert, im Hinblick auf die kommenden Abstimmungen zum Elektrizitätsmarktgesetz - das die SVA klar unterstütze - und zur Kernenergie eine kompetent abgestützte Beurteilung zu geben.
Triponez erklärte gleich zu Beginn, der SGV habe bereits im April dieses Jahres eine klare Ja-Parole zum Elektrizitätsmarktgesetz (EMG) beschlossen. Der Verband werde auch die beiden Anti-Atom-Initiativen "Moratorium plus" und "Strom ohne Atom" mit aller Deutlichkeit bekämpfen. Zum EMG meinte Triponez weiter, für die kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) sei es lebenswichtig, dass die Stromversorgung lückenlos klappe und jederzeit genügend Elektrizität bezogen werden könne. Zudem müssten die Strompreise günstig ausfallen, damit die Energiekosten, ein wesentlicher Kalkulationsfaktor für die meisten KMU, so tief als möglich ausfallen. Die KMU müssten auch die Möglichkeit haben, unter mehreren Lieferanten denjenigen mit den besten Konditionen auszuwählen.
Der momentan noch herrschende Stromüber-schuss könnte sich, so der Referent, schon im Jahre 2010 in einen Stromengpass verwandeln, wenn die Produktion nicht in genügendem Ausmass gesteigert werden. "Eine zentrale Rolle spielen in diesem Zusammenhang unsere Atomkraftwerke, welche heute bekanntlich nahezu 40% der gesamten schweizerischen Stromproduktion leisten. Ohne diesen massgeblichen Anteil von Atomstrom wäre die Elektrizitätsversorgung der Schweiz bereits längst nicht mehr sichergestellt und wir wären in unverantwortlich hohem Ausmass vom Ausland abhängig. Damit kommt der Atomenergie mit Blick auf die Sicherheit unserer Elektrizitätsversorgung eine eigentliche Schlüsselrolle zu."
Das klare Bekenntnis der KMU zur Weiterführung und Förderung der Nukleartechnologie beruhe unter anderem auf der Überzeugung, dass die Sicherheit der Atomkraftwerke mittels technischer Schutzmassnahmen gewährleistet werden könne. "Atomenergie ist eine Energie mit Zukunft", erklärte Triponez. Gerade weil die Wasserkraft und alternative Stromproduktionsmöglichkeiten wie beispielsweise die Windenergie oder die Solartechnik weder den heutigen noch den zukünftigen Bedarf auch nur annähernd befriedigen könnten, werde die Atomenergie ein wesentlicher Pfeiler unserer Stromversorgung bleiben und an Bedeutung noch zunehmen.
In seinem Schlusswort griff der SVA-Präsident nochmals zwei zentrale Themen des Gastreferenten auf - die Versorgungssicherheit und die Elektrizitätsmarktliberalisierung. Pellaud sagte: "Am Anfang kam der Strom aus den Kraftwerken. Dann kam der Strom aus der Steckdose. Heute kommt er aus dem Markt. Wir werden uns irgendeinmal in der Zukunft wieder mit der Tatsache beschäftigen müssen, dass der Strom aus den Kraftwerken kommt!"

Quelle

M.S.

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