Umweltradioaktivität und Strahlendosen in der Schweiz 1999

Die Schweizer Bevölkerung war 1999 im Durchschnitt keiner unzulässigen Strahlenexposition ausgesetzt.

3. Dez. 2000

Bei den künstlichen Strahlenquellen gilt dies nicht nur für den Durchschnitt, sondern auch für Personen in Gebieten mit erhöhter Cäsium-137-Belastung. Hingegen erhalten in etwa 1% der bisher in der Schweiz untersuchten Häuser die Bewohnerinnen und Bewohner eine zu hohe Strahlendosis durch das natürliche Gas Radon. Dieses dringt aus dem Untergrund in die Häuser ein und kann zu Lungenkrebs führen. Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) führt zusammen mit den Kantonen ein nationales Radonprogramm durch, das auch die Sanierung von Gebäuden mit erhöhten Konzentrationen umfasst. Dies geht aus dem soeben erschienenen Jahresbericht ?Umweltradioaktivität und Strahlendosen in der Schweiz? des BAG hervor.
Die durchschnittliche Jahresdosis der Bevölkerung von insgesamt 4 mSv stammt weitgehend aus natürlichen Quellen. Deren Hauptbeiträge sind Radon mit 1,6, externe Bestrahlung mit 0,9 und Radionuklide im Körper mit 0,4 mSv. Bei den künstlichen Quellen stammen etwa 1 mSv von der medizinischen Röntgendiagnostik und 0,2 mSv aus allen übrigen Quellen. Der Betrieb der Kernkraftwerke trägt zur Dosis weniger als 1% bei. Sowohl bei der natürlichen als auch bei der künstlichen Radioaktivität bestehen regionale Unterschiede bei Boden, Gras und Milch. Bei der natürlichen Radioaktivität sind diese Unterschiede geologisch bedingt, bei der künstlichen Belastung ist das Ablagerungsmuster der oberirdischen Kernwaffen-Explosionen der 60er-Jahre bzw. des Tschernobyl-Unfalls von 1986 zu erkennen.
Die höchsten Cäsium-137-Konzentrationen finden sich nach wie vor im Tessin, das durch Tschernobyl am stärksten belastet war. Die Konzentrationen von Cäsium-137 in Gras und Milch sind seit 1986 deutlich zurückgegangen. Weniger deutlich und verzögert ist die Abnahme bei Wildfleisch und Wildpilzen, weshalb diese weiterhin gezielt überwacht werden. Um zu vermeiden, dass Pilzproben aus Osteuropa mit Cäsium-137-Konzentrationen über dem Toleranz- oder gar Grenzwert importiert werden, verlangt die Schweiz - wie auch die EU - seit Oktober 1999 für solche Importe ein Radioaktivitäts-Zertifikat. Eine Person, die wöchentlich 200 g Wildpilze mit 600 Bq/kg (Toleranzwert) konsumiert, würde eine zusätzliche Jahresdosis von 0,1 mSv erhalten. Die Belastung durch Tritium im Nahbereich von Industriebetrieben, die dieses Nuklid verwenden, oder durch Kohlenstoff-14 in der Umgebung von Kernanlagen oder Kehrichtverbrennungsanlagen beträgt weniger als 0,01 mSv pro Jahr.
Die Überwachung der Umweltradioaktivität soll sicherstellen, dass die Bevölkerung keiner unzulässigen Bestrahlung aus künstlichen oder natürlichen Quellen ausgesetzt ist. Sie orientiert sich an den Immissions- und Dosisgrenzwerten der Strahlenschutzverordnung und - für die Lebensmittel - der Verordnung über Fremd- und Inhaltsstoffe. Sind die gesetzlichen Limiten eingehalten, kann nach heutigem Wissensstand eine Gefährdung der Gesundheit ausgeschlossen werden. Auf Radioaktivität kontrolliert werden Luft, Niederschläge, Boden und Pflanzen, das aquatische Milieu sowie Lebensmittel aus der ganzen Schweiz. Erfasst werden auch die externen Strahlendosen im Freien und im Hausinnern. Regelmässig eingesetzt wird die In-situ-Gammaspektroskopie zur nuklidspezifischen Direktmessung im Freien. Um die gesamte Belastungskette bis zum Menschen zu erfassen, wird auch Cäsium-137 und Kalium-40 im menschlichen Körper sowie Strontium-90 in Milchzähnen und Knochen gemessen. Spezielle Programme überwachen die Umgebung von Kernanlagen und Betrieben, die Radionuklide verwenden. In Zusammenarbeit mit den Kantonen werden systematische Radon-Messungen im Hausinnern durchgeführt.
Der deutsch-französische Bericht kann kostenlos beim BAG (Sektion Überwachung der Radioaktivität, Chemin du Musée 3, 1700 Fribourg) bezogen werden.

Quelle

M.S. nach BAG, Pressemitteilung vom 4. Dezember 2000 sowie Jahresbericht

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