Ungarn plant zwei weitere Blöcke in Paks

Ungarn will zwei neue Kernkraftwerkseinheiten am bestehenden Standort Paks bauen. Das Ausschreibungsverfahren soll nächstes Jahr erfolgen. Dies hat Janos Süli, CEO des Kernkraftwerks Paks, am 15. Februar 2010 anlässlich der Konferenz PIME (Public Information Materials Exchange) in Budapest bestätigt.

24. Feb. 2010
Am Standort Paks sollen zwei weitere Kernkraftwerksblöcke entstehen. Die Laufzeit der vier bestehenden Einheiten mit je 500 MW elektrischer Leistung wird auf 50 Jahre verlängert.
Am Standort Paks sollen zwei weitere Kernkraftwerksblöcke entstehen. Die Laufzeit der vier bestehenden Einheiten mit je 500 MW elektrischer Leistung wird auf 50 Jahre verlängert.
Quelle: KKW Paks

Die geplanten Kernkraftwerkseinheiten sollen 2020 beziehungsweise 2025 den kommerziellen Betrieb aufnehmen. Als Lieferanten kämen etwa die Areva (EPR), Areva und Mitsubishi (Atmea), Toshiba und Westinghouse (AP1000) wie auch die russische Atomstroiexport in Frage. Aus Kostengründen wären Systeme mit höherer Leistung, also 1600 MW, vorzuziehen, sagte Süli. Aus betrieblicher Sicht hingegen seien 1000-MW-Blöcke flexibler und Flexibilität sei «ein Muss». Zudem werde man nur eine bereits erprobte Technik wählen.

Kernenergiefreundliche Ungarn

Ende März 2009 hatte das ungarische Parlament mit grosser Mehrheit einen Grundsatzentscheid genehmigt, der den Bau neuer Kernkraftwerke am bestehenden Standort Paks ermöglicht. Gemäss den Angaben Sülis zeigen Umfragen, dass in Ungarn rund 70% der Bevölkerung die Nutzung der Kernenergie befürworten – ein Wert, der sich in den letzten zehn Jahren kaum verändert hat.

Das Kernkraftwerk Paks stösst auf grosses öffentliches Interesse: Laut Süli haben bis heute rund 360'000 Personen die Anlage besucht, die auch im Innern besichtigt werden kann. Zudem ist seit 2009 ein Info-Lastwagen als Plattform für den Dialog mit der Bevölkerung unterwegs.

Leistungssteigerungen in Paks...

Paks liegt an der Donau, rund 100 km südlich von Budapest. An diesem Standort stehen vier Druckwasserreaktoren des sowjetischen Typs WWER-440/213 in Betrieb, die in den 1980er-Jahren gebaut wurden. In den vergangenen Jahren konnte durch ein Modernisierungsprogramm die elektrische Leistung der Gesamtanlage von den ursprünglichen 1760 MW auf heute rund 2000 MW gesteigert werden.

Die vier Blöcke in Paks – dem einzigen Kernkraftwerk in Ungarn – produzieren heute rund 40 Prozent des ungarischen Stroms. Die übrige Stromproduktion Ungarns stammt grösstenteils aus fossil befeuerten Kraftwerken, da das Wasserkraftpotenzial des Landes aus topografischen Gründen nur sehr gering ist.

Ungarn steht gegenwärtig vor grossen Herausforderungen in seiner Energieversorgung. So müssen bis 2020 fossil befeuerte Kraftwerke in der Grössenordnung von 4000 MW altersbedingt stillgelegt werden. Zudem haben der Gasstreit im Jahr 2009 zwischen Russland und der Ukraine und die damit verbundenen Lieferausfälle beim Erdgas die ungarische Bevölkerung und Politik für die Frage der Stromversorgungssicherheit sensibilisiert.

... und Laufzeitverlängerung

Vor diesem Hintergrund soll die Laufzeit der vier Blöcke in Paks – dem internationalen Trend folgend – auf 50 Jahre verlängert werden: Paks-1 bis 2032, Paks-2 bis 2034, Paks-3 bis 2036 und Paks-4 bis 2037. Die ursprünglich geplante Laufzeit betrug 30 Jahre. Gemäss diesen früheren Vorstellungen hätten sie zwischen 2012 und 2017 stillgelegt werden sollen.

Laut Süli hat die ungarische Nuklearaufsichtsbehörde bereits bestätigt, dass keine Gründe gegen eine Laufzeitverlängerung bestehen. Die Betriebsverlängerungslizenz dürfte nach seiner Einschätzung 2012 erteilt werden. Das ungarische Parlament hatte bereits am 21. November 2005 mit über 90 Prozent Mehrheit diesem Projekt grundsätzlich zugestimmt.

Schlüsselgrösse für die Laufzeitverlängerung ist ein systematisches Altersmanagement der Hauptkomponenten des Werks. Diese Tätigkeiten haben bereits vor zehn Jahren eingesetzt und die Untersuchungen zeigen, dass auch nach 50 Jahren der sichere Betrieb gewährleistet bleibt. Die Verlängerung der Betriebsdauer bedeutet aber auch, dass eine grosse Zahl an jungen Fachleuten ausgebildet werden muss, da die erste Generation der Ingenieure in Paks in den kommenden Jahren in den Ruhestand übertreten wird.

Das Maschinenhaus in Paks beherbergt acht Turbogeneratorgruppen (zwei pro Reaktorblock). Die riesige Halle ist über 500m lang.
Das Maschinenhaus in Paks beherbergt acht Turbogeneratorgruppen (zwei pro Reaktorblock). Die riesige Halle ist über 500m lang.
Quelle: KKW Paks

Quelle

M.S., Besuch vor Ort, 17. Februar 2010

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