Uno: Ausser bekanntem Schilddrüsenkrebs keine ernsthaften Gesundheitsspätfolgen von "Tschernobyl"

Ein umfassender neuer Uno-Bericht über Strahlenquellen und Gesundheitswirkungen stellt zum Tschernobyl-Unfall von 1986 fest, dass 134 Mitglieder der Einsatzkräfte, die auf dem KKW-Gelände zum Unfallzeitpunkt tätig waren, hohe Dosen erhielten und in der Folge an Strahlenkrankheit litten.

5. Juni 2000

Von diesen seien 28 in den ersten drei Monaten nach dem Unfall gestorben und zwei weitere wenig später. Zudem seien 1800 Schilddrüsenkrebsfälle bei exponierten Kindern beobachtet worden. Für weitere signifikante strahlenbedingte Gesundheitswirkungen infolge des Unfalls gebe es heute keine wissenschaftlichen Belege. Der Bericht - er wird voraussichtlich kommenden September veröffentlicht - wurde vom United Nations Scientific Committee on the Effects of Atomic Radiation (UNSCEAR) zuhanden der Uno-Vollversammlung verfasst.
In einer Medienmitteilung erklärt UNSCEAR: "Gemäss den wissenschaftlichen Untersuchungen des Komitees traten rund 1800 Fälle von Schilddrüsenkrebs bei Kindern auf, die zum Zeitpunkt des Unfalls exponiert waren, und falls sich der gegenwärtige Trend fortsetzt, könnte es noch mehr Fälle während der nächsten Jahrzehnte geben. Abgesehen von dieser Erhöhung gibt es 14 Jahre nach dem Unfall keine Anzeichen für ernsthafte Gesundheitswirkungen in der Bevölkerung, die auf Strahlung zurückzuführen sind. Es gibt keinen wissenschaftlichen Beleg für einen Anstieg der insgesamten Krebshäufigkeit oder -sterblichkeit, oder von nicht bösartigen Störungen, die mit Strahlung in Zusammenhang gebracht werden könnten.
Das Leukämierisiko, eine der Hauptsorgen wegen der kurzen Latenzzeit, scheint nicht erhöht zu sein, nicht einmal unter den Liquidatoren. Obwohl diese am stärksten exponierten Personen ein erhöhtes Risiko für strahlenbedingte Auswirkungen haben, ist es für die grosse Mehrheit der Bevölkerung unwahrscheinlich, dass die Strahlung des Tschernobyl-Unfalls zu ernsthaften Konsequenzen für die Gesundheit führen wird."
Laut UNSCEAR betrug die Durchschnittsdosis für 240'000 Liquidatoren etwa 100 mSv. 116'000 Evakuierte erhielten eine durchschnittliche Dosis von 30 mSv. Personen, die während der ersten zehn Jahre nach dem Unfall in den kontaminierten Gebieten blieben, erhielten über diesen Zeitraum eine Tschernobyl-bedingte Dosis von 10 mSv. Deutlich stärker waren die Einsatzkräfte auf dem KKW-Gelände und Personen, die zum Unfallzeitpunkt in unmittelbarer Nachbarschaft zum Kernkraftwerk wohnten, exponiert. Von den 134 Mitgliedern der Einsatzkräfte, die an Strahlenkrankheit litten, starben - wie eingangs erwähnt - in den Monaten nach dem Unfall 30. Auf Rückfrage erklärte UNSCEAR, dass es seither mindestens 11 weitere Todesopfer unter diesen Einsatzkräften gegeben hat, eines davon infolge Leukämie. Keine genauen Angaben konnte das Komitee zur Sterblichkeit bei den 1800 Kindern mit Schilddrüsenkrebs machen; sie sei bisher jedoch sehr gering. In von der Radioaktivitätsfreisetzung betroffenen Ländern ausserhalb Weissrusslands, Russlands und der Ukraine betrug die Personendosis im ersten Jahr nach dem Unfall maximal 1 mSv. Sie nahm in den folgenden Jahren exponentiell ab.
Der Bericht gibt auch eine Übersicht über die Strahlenexposition durch natürliche und künstliche Quellen im Jahr 2000. Die natürliche Radioaktivität liefert nach wie vor den grössten Beitrag zur weltweiten durchschnittlichen effektiven Dosis (2,4 mSv). Strahlenanwendungen in der Medizin führen zu einer Dosis von durchschnittlich 0,4 mSv, Tendenz steigend. Andere menschliche Aktivitäten - primär die atmosphärischen Atombombentests (0,005 mSv), zusammen mit den Nachwirkungen des Tschernobyl-Unfalls (0,002 mSv) und den Auswirkungen des routinemässigen KKW-Betriebs (0,002 mSv) - tragen nur einen geringen Bruchteil zur jährlichen Strahlendosis bei.
Die UNSCEAR wurde 1955 von der Uno-Generalversammlung gegründet. Sie besteht aus Wissenschaftlern aus 21 Staaten und hat zuvor 13 grössere Berichte über das Niveau und die Gesundheitswirkungen von Strahlung publiziert. Das Mandat der UNSCEAR im System der Vereinten Nationen ist es, über Ausmass und Wirkungen von Strahlen-Expositionen zu berichten. Regierungen und Organisationen der ganzen Welt verlassen sich auf die Einschätzungen des Komitees als die wissenschaftliche Basis für die Bewertung von Strahlenrisiken, die Erstellung von Strahlenschutz- und Sicherheitsstandards und die Regelung des Umgangs mit Strahlenquellen.
Der UNSCEAR-2000-Bericht hat zehn Anhänge, die umfassende wissenschaftliche Überprüfungen und Bewertungen zu den folgenden Themen enthalten: Exposition durch natürliche Strahlenquellen, Exposition der Öffentlichkeit durch künstliche Strahlenquellen, Exposition durch medizinische Strahlenanwendungen, berufliche Strahlenexposition, DNS-Reparatur und Mutagenese, biologische Wirkung kleiner Strahlendosen, kombinierte Wirkung von Strahlung und anderen Mitteln, Überprüfung des strahlenbedingten Krebsrisikos, Strahlenbelastung und Auswirkungen des Tschernobyl-Unfalls.

Quelle

M.S. nach Auskunft der UNSCEAR und Pressemitteilung der Uno vom 6. Juni 2000

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