Update: Erdbeben in Japan
Das Augenmerk richtet sich weiterhin auf das Kernkraftwerk Fukushima-Daiichi (Fukushima-I) der Tokyo Electric Power Co. (Tepco) und die Kühlung der dortigen Reaktorblöcke sowie der Lagerbecken für gebrauchte Brennelemente. Die unten aufgeführten Situationsbeschreibungen entsprechen, wenn nichts anderes erwähnt, dem Stand am 17. März 2011, 01:00 Uhr hiesige Zeit.
Lage im Block 1
Der Reaktorkern ist beschädigt und nicht vollständig mit Wasser bedeckt. Er wird jedoch mit Meerwasser gekühlt. Am 12. März, 07:29 Uhr kam es im Reaktorgebäude dieses Blocks zu einer Explosion. Dabei wurden vier Mitarbeiter verletzt und die Gebäudehülle stürzte ein. Das Stahlcontainment um den Reaktor blieb unbeschädigt. Die Explosion geht nach Regierungsangaben auf Wasserstoff zurück, der aus dem Stahlcontainment in das umgebende Gebäude ausgetreten war. Um 12:20 Uhr gleichen Tags begann man damit, den Block 1 mit Meerwasser zu kühlen. Dabei wird dem Wasser Borsäure zugegeben, um allfällige neue Kernspaltungen zu vermeiden. Nach Angaben des Japan Atomic Industrial Forums (Jaif) wird neben dem Reaktordruckgefäss auch das Stahlcontainment mit Meerwasser gekühlt (Stand 16.3., 04:30 Uhr hiesige Zeit).
Lage im Block 2
Auch dieser Reaktorkern ist beschädigt und wird mit Meerwasser gekühlt. Die japanische Nuclear and Industrial Safety Agency (Nisa) vermeldete, dass auch die Druckentlastungskammer – die zum Stahlcontainment-System gehört – möglicherweise beschädigt ist. Am 14. März, 22:15 Uhr fand auch in Block 2 eine Explosion statt. Die Betreiberfirma Tepco hatte an diesem Tag mit der Kühlung des Blocks durch Meerwasser begonnen, dies nachdem der Pegel des Kühlwassers gesunken war und die Brennstäbe freilagen.
Lage im Block 3
Das Jaif meldet einen tiefen Wasserstand im Lagerbecken für ausgediente Brennelemente. Die japanische Regierung kann nicht ausschliessen, dass – wie bei Block 2 – auch hier das Containment beschädigt ist. Der Reaktorkern ist ebenfalls beschädigt, nicht vollständig mit Wasser bedeckt und wird mit Meerwasser gekühlt. Am 14. März hatte um die Mittagszeit (Ortszeit) eine Explosion stattgefunden, ähnlich wie zuvor bereits im Block 1. Es wird angenommen, dass es sich ebenfalls um eine Wasserstoffgas-Explosion handelte. Die Zufuhr von Meerwasser zur Kühlung des Reaktorkerns wurde zeitweise unterbrochen. Die Strahlungspegel um die Anlage haben sich nach dem Vorfall nicht erhöht. Elf Personen wurden verletzt, womit die Gesamtzahl der Verletzten auf 23 stieg. Am Morgen des 17. März wurde zuerst mit Helikoptern und dann Wasserkanonen das Lagerbecken zum Teil wieder aufgefüllt.
Lage im Block 4
Ein Brand im Lagerbecken für ausgediente Brennelemente dieses Blocks konnte am Vormittag des 15. März gelöscht werden, doch wurde die Gebäudehülle stark beschädigt. Es wurden grosse Mengen Radioaktivität freigesetzt. Im Bereich zwischen dieser Einheit und Block 3 wurde am 16. März Strahlung mit einer Dosisleistung von bis zu 400 Millisievert pro Stunde gemessen. Das verunmöglichte den weiteren Einsatz von Arbeitskräften vor Ort. Neueren Meldungen der IAEO zufolge gingen die Werte sechs Stunden später etwas zurück. Am Abend des 15. März brach ein weiterer Brand aus, vermutlich im Bereich des Brennelement-Lagerbeckens, der aber wieder erlosch. Der Wasserstand im Lagerbecken ist weiterhin tief. Es wird Wasser zugeführt. Japanische Behörden vermuten, dass die Brennelemente im Lagerbecken, das fast voll beladen ist, beschädigt worden sind.
Lage in den Blöcken 5 und 6
In den Lagerbecken der Blöcke 5 und 6 sind erhöhte Temperaturen gemessen worden. Laut der Nisa sank der Wasserstand im Reaktor des Blocks 5, der mit Kernbrennstoff beladen ist. Das Lagerbecken wird mit Meerwasser gekühlt.
Nachbeben
Das Erdbeben der Stärke 9 vom 11. März 2011 löste die Schnellabschaltung der Kernkraftwerke im Nordosten der japanischen Hauptinsel Honshu aus. Das Epizentrum lag rund 130 Kilometer östlich der Stadt Sendai und knapp 400 Kilometer nordöstlich der Hauptstadt Tokio. Rund 20 Minuten nach dem Starkbeben brandete ein Tsunami mit einer Wellenhöhe an die Küste, die über der Auslegungsgrenze lag, Betroffen waren vier Kernkraftwerke mit insgesamt 14 Einheiten an vier Standorten: sechs Blöcke in Fukushima-Daiichi (Fukushima-I), vier in Fukushima-Daini (Fukushima-II), drei in Onagawa sowie eine in Tokai. Seither haben Hunderte teils heftige Nachbeben die Krisenregion erschüttert.
Quelle
M.Re.