Update: Zwischenfall im Werk der Socatri
Infolge des Vorfalls am 7. Juli 2008 in einem Werk der Socatri – einer Tochtergesellschaft der Areva-Gruppe – am Standort Tricastin im Süden Frankreichs – hat die Areva eine betriebsinterne Untersuchung begonnen.
Laut Areva ereignete sich der Vorfall durch Überfüllung eines Lagertanks mit uranhaltiger Flüssigkeit. Diese ergoss sich in ein Rückhaltebecken, das jedoch wegen laufender Instandhaltungsarbeiten nicht dicht war. Dadurch gelangten rund 30 m3 der Lösung mit einer Konzentration von etwa 12 g Natururan pro Liter auf den Boden. Ein Teil sickerte ins Erdreich, ein anderer Teil gelangte über die Regenwasserkanalisation in die Bäche Gaffière und danach Lauzon.
Das Institut de radioprotection et de sûreté nucléaire (IRSN) hat die Umweltauswirkungen als «schwach» eingestuft und rechnet mit keinen gesundheitlichen Folgen. Inzwischen sind die in den Bächen gemessenen Urankonzentrationen wieder im Normalbereich, so die IRSN. Die bereits getroffenen Vorsichtsmassnahmen und der Kontrollplan werden bis auf Weiteres jedoch beibehalten, meldet die Areva.
Die französischen Autorité de sûreté nucléaire (ASN) klassierte den Vorfall auf der siebenstufigen internationalen Störfallbewertungsskala für Kernanlagen (Ines) der Stufe 1 zu. Der betroffene Werkteil wurde auf Anordnung der ASN stillgelegt.
Koordinationsprobleme
Die Areva räumt in seiner Pressemitteilung vom 17. Juli 2008 Koordinationsmängel zwischen den Bauverantwortlichen und dem Werksbetreiber ein. Der Betreiber hätte die Behörden nicht erst drei Stunden nach Feststellen des Lecks informieren sollen. Die technischen Sicherheitsverfahren seien aber rasch durchgeführt worden. Des Weiteren teilt die Areva mit, dass der Generaldirektor der Socatri ersetzt wird. Der neue Chef soll eine gesamtheitliche Betriebs- und Sicherheitsanalyse der Anlage durchführen, den Vorfall analysieren und die Schlussfolgerungen umsetzen.
Breit angelegte Untersuchung
Der französische Umweltminister Jean-Louis Borloo hat am 16. Juli 2008 angekündigt, dass das kürzlich eingesetzte «Haut comité pour la transparence et l'information sur la sécurité nucléaire» radio-ökologische Begleituntersuchungen durchführen werde. Diese würden nicht nur auf das Socatri-Areal, sondern alle Standorte von Nuklearanlagen betreffen.
Quelle
M.A. nach ASN, IRSN, Areva und Ministère de l'écologie, de l'énergie, du développement durable et de l'aménagement du territoire, Pressemitteilungen, 15.–18. Juli 2008